St. Dionysius: Zauberin an der Klais-Orgel

Isabelle Demers aus Kanada bringt ihr Publikum zum Schwärmen.

Krefeld. Der Internationale Orgelzyklus in St. Dionysius hat am Sonntag mit der Kanadierin Isabelle Demers mehr als nur einen würdigen Abschluss gefunden. Das Konzert war unbestritten der Höhepunkt der gesamten Reihe. Andreas Cavelius, der musikalische Hausherr in der Stadtkirche, schwärmte am Ende: „Das war das beste Konzert, das ich je hier gehört habe!“

Die 30-Jährige begann mit Werken von Charles-Marie Widor und Johann Sebastian Bach. Es war unüberhörbar, dass sie die Möglichkeiten der Klais-Orgel, vor allem das große Volumen des Instruments, schätzt. Aber sie verstand es auch, ihm ungewöhnliche Klänge zu entlocken.

„Es ist spannend, die Registrierkunst einmal neu zu hören — und von jemandem, der von der anderen Hälfte des Erdballs kommt“, sagte der Mathematik-Professor und Orgelspieler Karlheinz Schüffler. Die „anderen“ Registermischungen, die die Organistin aus Kanada mitbrachte, bescherten dem Publikum spätestens bei ihrer Interpretation von Ausschnitten aus Prokofjews Ballett „Aschenputtel“ faszinierende Hörerlebnisse. Ein ganzes Kammerorchester schien auf der Empore zu musizieren — und dabei spielte Demers „nur“ auf einem Instrument und dann noch komplett auswendig.

Die musikalische Entdeckungsreise führte die Zuhörer dann nach Kanada. Denn es ist eine Vorgabe in dieser internationalen Konzertreihe, dass die Musiker auch Werke aus ihrer Heimat spielen. So folgten vermutlich vier Krefelder Uraufführungen.

Bei Raymond Daveluy (Jahrgang 1926) durfte die Orgel ihr Maximum an Lautstärke im Wechsel mit klanglich überschaubaren Passagen zeigen. Man bekam stellenweise den Eindruck, zwei Orgeln zu hören.

Dann nahm Demers die Zuhörer mit dem „Menuet Français“ von Amédée Tremblay (1876-1949) mit in einen Ballsaal. Überraschend und faszinierend, wie die tänzerischen, verspielten Klänge aus dem Hintergrund und dann wieder aus dem Vordergrund zu kommen schienen.

Wer einen Platz auf der Empore ergattern konnte, durfte diese Zauberin an den Tasten auch in Aktion erleben. Bei der „Heldenhaften Etüde“ führte die zierliche Person mit unglaublicher Virtuosität und Leichtigkeit einen „Spitzentanz“ auf den Pedalen auf: Läufe in Zweiunddreißigstel-Noten, Triller mit den Zehenspitzen, während die Hände auf den Manualen ähnlich tanzten.

Das Publikum dankte mit lauten Bravorufen und durfte sich an zwei Zugaben erfreuen.

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