Sprachtalent mit Faible fürs Klavier

Die achtjährige Marie hat schon ein Musik-Stipendium.

Krefeld. Sie will doch nur spielen. Ein Interview? Marie setzt sich erstmal ans Klavier. "Spiel doch ’was Schönes, etwas, das jeder kennt", bittet Mutter Lenka Decker und ihre Tochter legt los. Der "Türkische Marsch" erklingt. "Das ist von Mozart", sagt Marie. Die gerade Achtjährige, deren Vater aus Krefeld kommt, ist ein Talent am Flügel. Ein großes. Seit zwei Jahren lebt sie mit ihren Eltern in Lloret de Mar und besucht an drei Tagen der Woche das Konservatorium in Girona.

"Seit meinem dritten Lebensjahr spiele ich Klavier", sagt das Mädchen, das in Spanien auf eine einheimische Schule geht und deshalb auch Spanisch und Katalanisch spricht. "Aber ich freue mich, dass ich mich jetzt auf Deutsch unterhalten kann." Sagt’s und widmet sich wieder dem Flügel.

Lenka Decker, die früher selbst Geige studiert hat, ist stolz auf ihre Tochter, das ist ihr deutlich anzumerken. "Mein Vater war früher am Staats-Theater Wiesbaden beschäftigt." Es muss demnach auch an den Genen liegen. Ihren Zweitwohnsitz hat die Familie in Krefeld - da gibt’s aber kein Klavier. Die Oma hat nur eine Orgel. Um ihr Können zu zeigen, sind Marie und Lenka Decker zur Urgroßmutter gefahren. Denn im Seniorenheim Wilhelmshof steht ein Flügel, den die Achtjährige gleich in Beschlag nimmt.

Dass Marie ein Talent ist, war ihrer Mutter früh klar. "Sie hat keine Koordinationsprobleme und schon anfangs zweihändig gespielt." In Spanien nahm Marie an einem Wettbewerb in Art von "Jugend musiziert" teil - und bekam einen Ehrenpreis, weil sie sich als Siebenjährige in der Altersklasse bis 13 Jahre hervorragend schlug. So ergatterte sie auch ein Stipendium, das ihr erlaubt, drei Mal wöchentlich Stunden im Konservatorium zu nehmen. Zwei bis drei Stunden Üben pro Tag sind ohnehin Pflicht.

Ein Leben voller Klassik? Marie schüttelt den Kopf - und spielt als Beweis mal etwas Jazziges. "Eigentlich höre ich alles", sagt die Achtjährige. Und andere Hobbys habe sie auch noch: Memory mit Freunden etwa oder draußen spielen. "Sie ist ein völlig normales Kind", sagt Lenka Decker - nur eben besonders begabt.

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