Sphärisches mit Aquaphonen und Celli

Die Cellisten der Niederrheinischen Sinfoniker bieten ein sehr facettenreiches Kammerkonzert.

Sphärisches mit Aquaphonen und Celli
Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Irdisch bis sphärisch, südländische Lebensfreude und nervöses Tippeln am Abgrund — das 5. Kammerkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker bot das volle Leben mit schwergewichtigem Celloklang. Die gesamte Cellogruppe des Orchesters bot am Sonntag ein abwechslungsreiches Konzert. Nicht nur die Programmgestaltung gehörte zur Vorbereitung des Ensembles, auch das Arrangement des Stückes „Sevilla“ aus der „Suite Española“ von Isaac Albéniz (1860-1909).

Das ursprünglich für Klavier geschriebene Werk hatte Chase-Roberts für die Besetzung mit acht Celli umgeschrieben. Die Interpretation machte hörbar, dass es nicht nur feurige junge Spanier gibt, sondern natürlich auch Herren gesetzteren Alters, bei denen das Temperament etwas nachgelassen hat. Durch den weichen Klang des Cellos erhält das Stück Preghiere (op. 27 Nr. 3) von Luigi Forni (1868-1936), das das Gespräch des Hl. Franziskus mit den Tieren darstellen soll, eine besondere Innigkeit.

Das musikalische Gebet Agnus Dei von Krzysztof Penderecki (geb. 1933) bietet eine größere Klangpalette. Das Spiel kann sich hier aus leisen Tönen zu einem großen dramatischen Flehen voller Inbrunst entwickeln. Viele Schritte weiter geht die Komponistin Sofia Gubaidulina (geb. 1931) in ihrem schon sehr aussagekräftig bezeichnetem Werk „Am Rande des Abgrunds“.

Musikalisch kontrastreich ziehen sich diverse Stränge durch das Stück, das ein dramatisches Geschehen sofort sehr anschaulich macht. Hier ertönt ein nervöses Tippeln, dort erklingt ein energisches Zupfen und Schlagen mit den Bögen, dann kommt eine ruhigere Phase des Atemholens. Fremdartige Klänge, sphärisch metallisch und lange nachschwingend, schaffen eine merkwürdige und spannungsgeladene Atmosphäre.

Für diese fremden Klänge, die durchaus auch an die Grenze eines angenehm zu empfindenden Spiels gehen können, sorgen die Schlagzeuger Dominik Lang und Carsten Didjurgis mit zwei unterschiedlich großen Aquaphonen. Die Spannung am Rande des Abgrunds steigt, und man ist gespannt, wie die dramatische Geschichte enden wird. Ein langer tiefer Ton geht vom ersten Cello aus, er wird von den anderen gesteigert, wandelt sich in ein immer bedrohlicher werdendes Flirren, die beiden Aquaphone kommen hinzu, und dann verliert sich der Klang im Raum. Es ist nicht eindeutig, ob der Mensch am Abgrund gesprungen ist. Ist da eine Seele gen Himmel abgehoben? Hat sich da etwas in Wohlgefallen aufgelöst? Die Interpretation lässt viel Spielraum, sich für das eine wie das andere Ende der Geschichte zu entscheiden.

Zum Aufheben der Spannung und zur Aufmunterung der Zuhörer folgt Brasilianisches von Heitor Villa-Lobos (1857-1959). Den Gesangspart der „Bachianas Brasileiras Nr. 5“ übernimmt die Mezzosopranistin Susanne Seefing aus dem Musiktheaterensemble. Nach dem Konzertende gilt die größte Aufmerksamkeit den beiden Aquaphonen. Um die beiden Schlagzeuger scharen sich viele Zuhörer, die die Gelegenheit zum weiteren Kennenlernen dieses Instruments nutzen.

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