Musik So soll die Konzertsaison in Krefeld weitergehen

Krefeld · In der zweiten Hälfte der Saison 2020/21 der Niederrheinischen Sinfoniker erwartet uns neben Schubert, Piazzolla oder auch Bartók, Rachmaninows 3. Klavierkonzert.

 Die Niederrheinischen Sinfoniker mit ihrem Chef Mihkel Kütson haben schöne Pläne für 2021.

Die Niederrheinischen Sinfoniker mit ihrem Chef Mihkel Kütson haben schöne Pläne für 2021.

Foto: Andreas Bischof

Wenn man sich Geburtsdaten von Komponisten so en passant, ganz beiläufig, anschaut, fällt etwas auf. Recht oft trifft man bei der letzten Zahl, der letzten Ziffer, auf eine Eins. Das ist gewiss Zufall, hat aber zur Folge, dass Jahre mit einer Eins am Ende gute Kandidaten für Jubiläen sind. Blickt man auf den hoffnungsvoll – indes Corona-tauglich – geplanten zweiten Teil der Konzertsaison der Niederrheinischen Sinfoniker, so fallen Namen und Daten sogleich in den Blickpunkt.

Wir sprechen hier von Konzerten, die für 2021 angedacht sind. Wie und unter welchen Bedingungen genau sie stattfinden können, wird sich zeigen müssen. Es ist kaum einschätzbar, wie sich die Corona-Situation entwickeln wird.

Gleich zwei besondere Geburtstage: Piazzolla und Band

Aber zurück zu den „Einern“. Da wäre Astor Piazzolla, der 1921 geboren ist und nächstes Jahr ein „richtiges“ Jubiläum feiert. 100 Jahre. Genauso wie der Erfinder seines Instrumentes, Heinrich Band, jener ist 1821 geboren. Der große Tango-Revolutionierer, Bandoneon-Zauberer Piazzolla, wird beim Fünften Sinfoniekonzert der Saison im März mit dem Konzert für Bandoneon (gespielt auf dem Akkordeon von Mie Miki) und Orchester „Aconcagua“ im Fokus stehen. Sergej Prokofjew, auch einer mit einer Eins – geboren 1891 –, ergänzt dieses Programm mit einer speziellen von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson ausgesuchten kompakteren Version der „Cinderella“-Suite.

Zugegeben, zuvor, bei dem vierten insgesamt, und ersten Sinfoniekonzert im Seidenweberhaus im neuen Jahr im Februar, wenn es die Corona-Situation zulässt, gibt es zwar weniger einen „Einser“-Komponisten, aber dafür einen aus der ersten Reihe. Schubert gelangte ganz in den Mittelpunkt dieses Abends. Grandiose Idee und vielversprechend mit Bariton Rafael Bruck und Gastdirigent Bruno Weil. Neben der Sinfonie Nummer 6, D 589, gerne auch die „kleine C-Dur“ genannt, erklingen unter anderem Lieder, bearbeitet von Max Reger und Anton Webern und Deutsche Tänze ebenfalls in Weberns Bearbeitung.

Bei dem sechsten Sinfoniekonzert im Mai 2021 treffen wir erneut auf einen Einser. Béla Bartók, geboren 1881. Dessen „A csodálatos mandarin“ (Auf Deutsch: „Der wunderbare Mandarin“) ist eigentlich eine Tanzpantomime. Unweit von hier, in Köln, 1926 überforderten sowohl Musik als auch Geschichte noch die Gemüter des rheinischen Bürgertums. Heute zählt Bartóks kraftvolle urgründig und abgründige Musik zu den „Klassikern“ des 20. Jahrhunderts. Unter Kütsons Leitung erklingt eine Version der Suite. Gekrönt wird dieser Konzertabend aber von „Rach 3“, wie Klavierfreunde das wohl sagenumwobendste Klavierkonzert immer mit einem Hauch Ehrfurcht nennen. Rachmaninows Op. 30 in d-Moll beginnt so harmlos wie ein russisches Volkslied und führt auf pianistische Klippen, an denen schon mancher Virtuose zerschellt ist. Pianist Konstantin Emelyanov wird gewiss todesmutig heil durch die gefährlichsten Abenteuer dieser musikalischen Odyssee navigieren.

Bei dem siebten Sinfoniekonzert (Juni) haben wir wieder einen „Einser“. 1841 geboren ist Antonín Dvořák. Und er macht den Auftakt für das siebte Sinfoniekonzert. Gespielt wird „Der Wassermann“, gefolgt von Zoltán Kodály. Der „Kumpel“ von Bartók – will man es ganz lapidar benennen – ist in Ungarn bisweilen der beliebtere der beiden Folklore-Forscher und Komponisten. Zumindest ist seine „Háry-János“-Orchestersuite ein absoluter Evergreen ungarischen Musiklebens. Dazu gesellt sich Brahms’ „Variationen über ein Thema von Joseph Haydn“ und Schostakowitschs Sinfonie Nr. 1. Dirigiert werden die Werke indes von vier Teilnehmern des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats. Junge Talente, die zuvor von GMD Kütson im Rahmen eines Workshops geschult werden.

Das niederschwellige „Klassik“-Format Kütsons Happy Hour gibt es nach wie vor nur in Mönchengladbach. Kammerkonzerte mit sehr reizvollen Programm- und Instrumentenschwerpunkten und weitere Programme, etwa Kinder- und Schulkonzerte, umrahmen das Angebot der Niederrheinischen Sinfoniker. Und etwa auch das Sonderkonzert „Cinema Paradiso“ mit Filmmusik von Blechbläsern im April.

Kommende Konzerte
könnten gestreamt werden

Um zeitnahe Veranstaltungen steht es eher schlecht – wenn es darum geht, mit Publikum gemeinsam Konzerte zu erleben. Der Lockdown ist bis10. Januar verlängert, dem wird wohl auch das Neujahrskonzert zum Opfer fallen. Darin sollte eigentlich dem Jubilar Band zum 200. mit einem Bandoneon-Schwerpunkt zum Auftakt des Jahres gedacht werden. Allerdings gibt es Lichtblicke bis zu dem Zeitpunkt, wenn es wieder wahrhaftige Konzerte mit Publikum vor Ort geben darf. Denn sowohl das dritte Sinfoniekonzert Mitte Dezember als auch das Kinderkonzert sollen nicht ersatzlos wegfallen. Auf der Webseite des Theaters heißt es: „Als Ersatz ist ein Onlinestreaming in Planung. Nähere Informationen folgen“. Wie zuvor Kütson schon angekündigt hatte. Die Pläne als Ganzes beweisen: Reizvoll schöne Konzertdramaturgie ist auch trotz Corona möglich.

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