Sinfoniker: Hexerei auf den Saiten

Beim Konzert begeistern Orchester und Solistin.

Krefeld. Die Niederrheinischen Sinfoniker entführen das Publikum im 6. Sinfoniekonzert in den Nordosten Europas, in russische und finnische Klangwelten. Zunächst verbringt man mit Modest Mussorgsky (1839-1881) eine „Nacht auf dem Kahlen Berge“.

Mit einem fulminanten Blitzstart zieht das Orchester unter der Leitung Generalmusikdirektor Mihkel Kütson die Zuhörer in das wilde Treiben des Hexensabbats hinein. Mit höllischer Präzision gehen die Sinfoniker zu Werke und spannen einen faszinierenden Bogen vom Gewittergrollen über furioses Hexen-toben bis hin zu federleichten, tänzerischen Passagen.

Danach wird es etwas ruhiger im Seidenweberhaus, denn das Violinkonzert d-Moll op. 47 von Jean Sibelius (1865-1957) kann nicht mit expressiven Tongemälden aufwarten. Doch das ausdrucksstarke Spiel von Carolin Widmann auf ihrer Barockgeige von 1782 bereichert den Abend um andere Nuancen.

Hoch virtuos steigt sie in das Konzert ein und lässt ihr erstes Solo über einem flirrenden Klangteppich schweben. Dabei präsentiert sie meisterlich den weichen Klang ihres Instruments. Im zweiten Satz, einem Adagio di molto, kommt ihr leichtes Vibratospiel ohne Effekthascherei gut heraus. Das Allegro ma non tanto schlägt einen Bogen zum Kahlen Berge, denn dieses virtuose Spiel erscheint wie Hexerei auf den Saiten.

In die Niederungen der Geschichte führen die Musiker mit der Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93 von Dmitrij Schostakowitsch (1906-1975). Beschränkung und Bedrohung, die der Komponist seinerzeit erleiden musste, hat er in dieser monumentalen Sinfonie verarbeitet. Mit größter Präzision und Homogenität bewältigen die Musiker diesen Marathon, erkunden Trauer und Dramatik, zeichnen im Allegro des zweiten Satzes ein Bild von Stalin als einem Wahnsinnigen. Ihre Interpretation wird zu einem überwältigenden Erlebnis.

Wiederholung am 23. Mai, 20 Uhr, im Seidenweberhaus wiederholt. Karten an der Theaterkasse: Telefon 805 125.

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