Sex, Tod und andere Rätsel

Pit Therre, Hausherr im Theater am Marienplatz, eröffnet seine Spielzeit mit einer Ausstellung provokanter Collagen.

Sex, Tod und andere Rätsel
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Das Theater am Marienplatz (TAM) startet nicht mit einer Inszenierung in die neue Spielzeit, sondern mit einer Ausstellung. Hausherr Pit Therre hat Zeitungen, schwarze Kartons, eine Schere und Klebstoff genutzt, um 73 Collagen zu erstellen, die er Fotomontagen nennt. Manche Motive sind rätselhaft, andere politisch, manche antiklerikal — und Sex kommt auch vor.

Ein Standfoto aus der Verfilmung des Bestsellers „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche zeigt ein Paar bei eindeutiger Beschäftigung, Therre kombiniert das Bild mit der Werbung für ein Festival, das den Titel „Wunder der Prärie“ trägt. Ja, man kann Sexfilmchen aus tierkundlicher Sicht betrachten.

Der politischen Schlagkraft der Femen-Aktivistinnen, die gerne ihren Oberkörper entblößen, scheint Therre irgendwie zu misstrauen. Das Bildnis einer Dame, die den Spruch „Mein Körper ist meine Waffe“ auf nackter Haut trägt, hat er jedenfalls in fünf Teile fragmentiert — um die Lesbarkeit des Textes zu erhöhen oder gleich die Tauglichkeit des Körpers als Träger eines Textes in Frage zu stellen?

Ein weißes Huhn mit seinem roten Kamm, ein rotes Kondom und ein roter Pileolus, also ein Kardinalskäppchen, teilen zusammen was mit? Man weiß es nicht, aber man schmunzelt unwillkürlich. Auch kann man nicht ganz verstehen, warum ein Raubvogel sich darüber freuen sollte, katholisch zu sein, aber man ahnt, dass Therre mit der Kirche so seine Probleme hat.

Als der Terroristenführer Osama Bin Laden von amerikanischen Soldaten in Pakistan getötet wurde, sollen Präsident Barack Obama, Außenministerin Hillary Clinton sowie hochrangige US-Beamte und Militärs das Geschehen im fernen Washington am Bildschirm verfolgt haben — ein Foto davon ging um die Welt. Therre setzt es über ein Standbild aus Sergio Leones Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ — damit bezieht er eindeutig Stellung.

Im digitalen Zeitalter der oftmals auch manipulativen Bildbearbeitung wirken Therres Klebearbeiten hoffnungslos anachronistisch — einerseits. Andererseits weiten sie vielleicht gerade deshalb auch wieder den Blick auf dieses und jenes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort