Serie Krefelder Künstlerleben: Die Harmonie der Gegensätze

Seit mehr als 50 Jahren sind Ursula und Helmut Baaken ein Paar. Künstlerisch geht jeder seine eigenen Wege.

Helmut Baaken malt vor allem Landschaftsaquarelle...

Helmut Baaken malt vor allem Landschaftsaquarelle...

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ihre Bilder könnten nicht unterschiedlicher sein. Trotzdem hängen die Arbeiten von Ursula und Helmut Baaken auf den Wänden ihres Hauses in Krefeld-Traar erstaunlich harmonisch nebeneinander. Dort lebt das Künstlerpaar seit mehr als 40 Jahren. Im oberen Stockwerk hat jeder seinen eigenen Arbeitsbereich.

...seine Frau Ursula gestaltet ihre Bilder mit Hilfe des Computers.

...seine Frau Ursula gestaltet ihre Bilder mit Hilfe des Computers.

Foto: Dirk Jochmann

Auch hier fallen die Unterschiede sofort ins Auge. Ein Schreibtisch mit Computer ist der Arbeitsplatz von Ursula Baaken, im Zimmer nebenan befinden sich Staffelei und Malutensilien ihres Mannes. Seit Jahren sind Landschaftsaquarelle das Thema von Helmut Baaken, der gerade 80 Jahre alt geworden ist. Inspiration findet er auf gemeinsamen Reisen. In der malerischen Umsetzung geht es ihm nicht um genaue Abbildung, sondern ganz persönliche Eindrücke. „Das wird oft sehr abstrakt“, sagt er.

Abstrakt ist auch ein Stichwort für Ursula Baakens Bilder, die sie mit Leidenschaft am Computer komponiert. Ursprünglich hat sie mit Collagen gearbeitet, hat Elemente montiert und kopiert. Der PC hat ihr, wie sie sagt, einen „Riesensack unendlicher Möglichkeiten“ eröffnet.

Inzwischen hat sie so eine Fertigkeit erlangt, dass sie viele Prozesse bewusst steuern kann und nicht mehr viel dem Zufall überlässt. So entstehen Bilder, die auch viel mit Malerei zu tun haben, mit der Optik und Haptik von Material, mit Gespür für Farben. Während die Künstlerin ihre Arbeitsprozesse jederzeit unterbrechen kann, geht das bei der Malerei nicht so leicht. „Malen ist eine sehr einsame Sache“, sagt Helmut Baaken. Oft zieht er sich stundenlang zurück, um an einem Bild zu arbeiten.

Das erfordert Toleranz, was für beide selbstverständlich ist. „Meine Frau ist die sozial verträglichere“, sagt Helmut Baaken schmunzelnd. Im Gespräch spürt man die unterschiedlichen Temperamente, die doch seit Jahrzehnten harmonieren. Kennengelernt hat sich das Paar während des Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie.

Ein wesentlicher Faktor ihres gemeinsamen Künstlerleben ist der intensive Austausch über ihr Tun. „Unterstützung, aber auch Kritik, steigert den Spaß an der Sache“ sagt Ursula Baaken. Als sie kürzlich am Dreimaldrei-Zyklus für die GKK-Artothek arbeitete, half ihr die Kritik ihres Mannes, auch wenn sie schmerzlich war. „Ich habe fast geheult, doch er hatte recht.“

„Manchmal kommt noch der fiese Lehrer bei mir durch“, wirft er ein, und man spürt den ironischen Unterton. Auch das verbindet beide: Viele Jahre sind sie mit Leidenschaft Kunsterzieher am Gymnasium gewesen, sie in Uerdingen, er in Rheinhausen. Als Fachdezernentin hat Ursula Baaken später auch kunstpädagogische Konzepte und Lehrpläne entwickelt. „Im Kunstunterricht geht es nicht nur darum, Kindern Techniken zu vermitteln, sondern eine ganz eigene Welt“, betonen beide.

Sie bedauern auch die gewandelte Wertschätzung von Kunst. „Heute macht doch jeder Kunst, dabei geht es oft um Event-Kultur“, sagt Helmut Baaken. Seit sie nicht mehr berufstätig sind, konzentrieren sich beide voll auf ihre Kunst. Dazu gehören regelmäßige Doppelausstellungen im Haus Greiffenhorst. Ihre Bilder sind dabei immer klar getrennt. Die Unterschiede, aber auch die subtilen inneren Beziehungen der Arbeiten sollen dann die Besucher selbst entdecken.

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