Campendonk und Heerich im Kunstmuseum Sein Fingerspitzengefühl rettet die Kunst

Sebastian Köhler, Restaurator an den Kunstmuseen, hat dem „Pierrot“ von Campendonk seine Farbigkeit zurückgegeben.

Campendonk und Heerich im Kunstmuseum: Sein Fingerspitzengefühl rettet die Kunst
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Der Pierrot leuchtet wieder in Grün, Weiß und Rot. Das 1923 geschaffene Hinterglasbild „Pierrot mit Schlange“ von Heinrich Campendonk gehört zu den besonderen Schätzen der Sammlung der Kunstmuseen. Mit der Zeit hatten die Farben durch Grauschleier an Leuchtkraft verloren. Jetzt konnte das Bild mit Unterstützung der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung aufwendig restauriert werden.

Campendonk und Heerich im Kunstmuseum: Sein Fingerspitzengefühl rettet die Kunst
Foto: Andreas Bischof

„Hinterglasmalerei ist eine hoch komplizierte Sache“, erklärt Restaurator Sebastian Köhler von den Kunstmuseen. Anders als bei Malerei auf Leinwand muss der Künstler umgekehrt arbeiten. Die erste Malschicht ist diejenige, die man im Ergebnis hinter dem Glas sieht. Bei der Restaurierung muss man sich daher von hinten heranarbeiten.

Im Fall des Campendonk-Bildes ging es vor allem darum, die Farben auf dem glatten Untergrund dauerhaft zu fixieren und damit wieder die ursprüngliche Farbigkeit herzustellen. Dazu wurden spezielle Klebemittel, die nicht altern, behutsam aufgetragen. Mit Simone Bretz konnte dafür eine Expertin für Hinterglasmalerei gewonnen werden.

Das Campendonk-Bild hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Kurz nach seiner Entstehung wurde es vom damaligen Museumsdirektor Max Creutz angekauft. In der Zeit des Nationalsozialismus als entartet beschlagnahmt, wurde es erst 1966 von Paul Wember wieder für die Sammlung zurückerworben.

Aus dieser Zeit stammt auch die große Kartonplastik von Erwin Heerich, die jetzt ebenfalls restauriert werden konnte. Das ist diesmal im Rahmen einer Magisterarbeit in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin möglich gewesen.

Die Plastik besteht aus insgesamt hundert in Reihen angeordneten Stelen, deren Höhe durch eine schiefe Ebene so variiert wird, dass sie an der Oberseite alle gleich abschließen. Neben einem massiven Schaden in der vorderen Reihe war hier das Material selbst die größte Herausforderung.

Da die Originalpappe nicht mehr erhältlich ist, musste neues Papier entsprechend eingefärbt werden. Allein den richtigen Farbton zu finden, hat über ein Jahr gedauert. „Das war eine Wahnsinnsarbeit“, sagt Museumschef Martin Hentschel dazu. Er hat in enger Abstimmung mit der Studentin Anna Wolfrum den Arbeitsprozess begleitet.

Als ehemaliger Schüler von Erwin Heerich liegt Hentschel dieses Werk besonders am Herzen. „Es ist die einzige große Arbeit von ihm in der Sammlung“, sagt er.

Restaurieren ist für die Kunstmuseen ein Dauerthema, gerade auch jetzt vor der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums. Die eigenen Werke sollen natürlich in gutem Zustand präsentiert werden. Seit 2002 ist Sebastian Köhler als Restaurator an den Kunstmuseen tätig.

Ein Blick in seine Werkstatt zeigt zwei weitere Werke aus den 60er-Jahren, die durch unsachgemäße Behandlung gelitten haben. So wurde eine Arbeit von Daniel Buren, die aus Markisenstoff besteht, wie ein Tischtuch gefaltet aufbewahrt. Köhler hat den Stoff gespannt und nach mehreren Wochen sind erste Erfolge zu sehen.

Robert Indianas Bild „Nine“ hat durch ein unpassendes Rahmen Schäden an den Rändern bekommen. Da die gelbe Acrylfarbe wasserlöslich ist, wird man mit einer Reinigung alleine nicht weiterkommen. „Da ist auch eine Retusche notwendig“, kündigt Sebastian Köhler an.

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