Tag des offenen Denkmals Seidenblumen, Reliefs und Lackschildläuse

Neun Gebäude öffneten beim Tag des offenen Denkmals ihre Pforten — um sie zu sehen, reiste wohl am weitesten eine Brandenburgerin an.

Tag des offenen Denkmals: Seidenblumen, Reliefs und Lackschildläuse
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Holz ist das verbindende Element zwischen zwei Stationen am Tag des offenen Denkmals. Drei Kilometer liegen zwischen der Roß- und der Kliedbruchstraße. An Ersterer erklärt Kunstliebhaber Christoph Tölke in seiner rund 750 Quadratmeter großen Restaurationswerkstatt, warum eine Lackschildlaus keine gute Gesellschaft für Holz ist. Solche Plagegeister wünschen sich auch die Fotografen Florian Monheim und Barbara Opitz nicht, die Besitzer von Haus Steinert im Kliedbruch. Insbesondere nicht für das Herzstück des Hauses, die gewaltige Holztreppe, die sich vom Erdgeschoss bis unter das Dach zieht.

Tag des offenen Denkmals: Seidenblumen, Reliefs und Lackschildläuse
Foto: Andreas Bischof

Das eigenwillige Gebäude an der Kliedbruchstraße 67 wird auch Poelzig-Haus, nach dem Berliner Architekten Hans Poelzig, genannt. Die Fassade des Hauses, das während der Nazi-Diktatur Treffpunkt systemkritischer Künstler wie den Ehepaaren Mitscherlich und Mataré oder dem Maler Heinrich Nauen war, wird von einer „Seidenblume“ geschmückt, einem 80 mal 100 Zentimeter großen Terrakottarelief in Form einer Rosette aus dem Jahr 1936 von Ewald Mataré.

Der Architekt, Hochschullehrer und Künstler Hans Poelzig (1869-1936) hat wohl nur ein einziges Mal ein Einfamilienhaus für einen privaten Bauherrn errichtet. Für den heutigen Besitzer Florian Monheim gehört Expressionist Poelzig zu den Wegbereitern der Moderne in der Architektur, zu denen auch Mies van der Rohe zu zählen ist.

Unter den Besuchern seines Hauses am Tag des Denkmals ist die extra aus Brandenburg angereiste Landes-Denkmalpflegerin Ruth Klawuhn. Sie sieht respektvoll auf die Krefelder Architekturgeschichte. „Krefeld hat auf diesem Gebiet ein sehr spannendes Erbe, das es zu pflegen gilt.“

Als Nächstes will Monheim sich um das Thema Energie kümmern. „Bei der offenen Gliederung des Hauses verpufft alle Wärme sofort nach oben.“ Bei der Dämmung des Dachs stehen ihm sowohl die Baudenkmalstiftung als auch die städtischen Denkmalpfleger zur Seite.

Während Florian Monheim und Barbara Opitz, das Haus 2006 gekauft und seither liebevoll und mit großem Aufwand saniert haben, ist Christoph Tölke mit seiner Restaurationswerkstatt erst kürzlich zur Roßstraße umgezogen. „Ich bin bewusst hier hergezogen, weil ich mit dazu beitragen will, das Viertel hier interessanter zu machen.“ Diesem Beispiel, so wünscht er sich, sollten sich möglichst viele anschließen. Den Betrieb hat er in drei Bereiche aufgeteilt: Maschinenpark, Lackier- und Polierwerkstatt.

Die schauen sich über den ganzen Tag gesehen wohl einige hundert Interessierte an. Sie lassen sich von Tölke und anderen in die Geheimnisse der Furnierkunst einweihen und erfahren dabei etwa, warum ein Ahornfurnier Vogelaugenahorn heißt. Oder wie sich Holz gegen die Stiche der Gallwespe zur Wehr setzt. Erika Boor aus Bockum ist begeistert: „Toll zu sehen, wie alte Möbel restauriert und die Gebrauchsspuren authentisch erhalten bleiben.“

Heinz-Werner Schüren aus Cracau hat gleich am Eingang Teile der Orgel des Hülser Konvents entdeckt, die hier aufgearbeitet werden. Nach der Roßstraße will er mit seiner Frau quasi als Stadtrundfahrt zum Denkmal Konvent nach Hüls, zum Alten Rathaus nach Uerdingen und, wenn es nicht regnet, noch zum Heilmannshof zwischen Verberg und Traar.

Außerdem standen am Sonntag offen: St. Dionysius, die Geismühle und die Villa Merländer an der Friedrich-Ebert-Straße.

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