Schüler lassen sich vom Krieg erzählen

Junge Menschen befragen in einem VHS-Projekt Zeitzeugen zu ihren Erlebnissen.

Krefeld. Wie geht man mit der Vergangenheit um? Mit einer Vergangenheit zumal, die gar nicht die eigene ist? Auf diese Frage stoßen Schüler der Gesamtschule Kaiserplatz beim Projekt „Zeitzeugen“ der Volkshochschule Krefeld.

Seit Herbst befassen sich zwei Schülergruppen mit dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit. Am Anfang standen mehrere Stunden mit Gottfried Elfes. Der Krefelder, Jahrgang 1940, erzählte aus seiner Kindheit und unternahm mit den Schülern einen Spaziergang durch Inrath — erwanderte Erinnerung.

Mit diesem Fundus an Erfahrungen haben sich die jungen Menschen unter Anleitung ihrer Lehrer Karin Buschhaus und Franz Mühler daran gemacht, weitere Zeitzeugen zu befragen und ihre Ergebnisse in eine Form zu bringen. Laura und Janine haben die Großtante Janines interviewt, die bei Kriegsende sieben Jahre alt war. Die alte Dame erzählte unter anderem, dass der Vater beim Bombenalarm zu Hause blieb: „Einer musste auf das Haus aufpassen“, berichtete sie — das Heim überstand den Krieg.

Die beiden Schülerinnen haben natürlich noch l mehr erfahren: „Vieles ähnelte dem, was wir schon gehört hatten, manches war anders“, sagt Janine. Ihre Großtante habe bereitwillig erzählt — auch vor einer Videokamera: „Aber wir haben doch gemerkt, dass es schwer für sie war.“

Melike Özdemir hat mir ihrer Teampartnerin drei Zeitzeugen befragt. Sie gehörten zu denen, die sich auf einen Aufruf in der WZ gemeldet hatten. Und da die Herren nicht gern gefilmt werden wollten, wird nun eine Broschüre aus den Ergebnissen entstehen.

Melike war beeindruckt von den unterschiedlichen Sichtweisen ihrer Gesprächspartner. Einer war sehr emotional und musste an einer Stelle abbrechen. „Für mich war dieses Projekt eine Bereicherung“, sagt Melike.

Einen anderen Zugang zum Thema hat Flora, die erst kürzlich dazu kam. Sie wird zusammen mit Jonas die Diskussion bei der Präsentation führen. Dafür hat Lehrerin Karin Buschhaus den „Krefelder Hof“ vorgeschlagen.

Flora ist ihren Gedanken noch einen Schritt weitergegangen. Sie würde gern ehrliche Antworten solcher Zeitzeugen bekommen, die in der Partei waren und dem Regime die Treue hielten. Allen Schülern merkt man an: Die Beschäftigung mit dem Thema hat sie zum Mitdenken und Mitfühlen bewegt.

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