Schätze im Magazin: Für alle, die ihr Pulver verschossen haben

Das Museum hütet edle Behälter, die früher bei keiner Jagd fehlen durften.

Krefeld. Das Pulverhorn ist heute ein fast vergessener Gegenstand. Früher, als automatische Gewehre noch nicht erfunden waren, durfte der Behälter für Pulver und Kugeln auf keiner Jagd fehlen. Und da das Jagen ein Privileg des Adels war, wurde auf das Zubehör viel Liebe verwendet: Es gibt Pulverhörner und -flaschen, Lederbeutel oder feine Stücke aus Elfenbein. Das Museum Burg Linn hütet viele Beispiele dieser Gattung.

Sie unterscheiden sich nach Material, Größe und Verzierung, auch ihre Verschlüsse variieren. Wie die Scheide eines gebogenenen Schwertes kommt ein längliches Modell aus Leder daher. Der Jäger konnte es sich einfach über die Schulter hängen und hatte so sein Pulver immer zur Hand.

Ein anderes Material aus der Natur sind die Hörner: Kuhhörner beispielsweise bilden einen natürlichen Verschluss. Sie erhalten einen Deckel und Ösen zur Befestigung eines Gurts. In der Krefelder Sammlung sind auch flache Hörner vertreten, andere Museen besitzen sogar Hirschhorn-Pulverbehälter, die sich verzweigen und daher drei Enden haben.

In Linn gibt es außerdem metallene Pulverbehälter: Sie sind aus Messing und zeigen Jagdszenen oder Stilleben. Ein röhrender Hirsch oder ein Hund, der eine Ente apportieren soll, wurden in das Metall geschlagen.

Auch Leder wurde auf unterschiedliche Art für das Schwarzpulver oder die Bleikugeln verarbeitet. In zwei der einfachen Beutel sind noch die Original-Kugeln enthalten, einmal etwas größere schwarze, einmal kleinere graue. Manchmal werden die Lederbehälter so bearbeitet, dass sie eine feste Oberfläche bekommen. In dieser Sammlung ist die Vielfalt der Motive und auch der Verschlüsse interessant: Ein Portionierer etwa misst genau die richtige Menge Schwarzpulver für einen Schuss ab.

Die Motive der ledernen und metallenen Pulverbehälter stammen sämtlich aus der Jagdwelt. Das ist bei dem kostbarsten Stück etwas anders: Das Pulverhorn wurde aus Elfenbein geschnitzt. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert, hat eine Messingabdeckkappe und eine Dosiervorrichtung. Motiv: ein Drache und ein Krieger. „Das könnte durchaus eine Darstellung Siegfrieds sein“, sagt Museumsvize Christoph Dautermann. Die Herkunft des Stücks ist unbekannt.

Unklar ist auch der Verbleib der Waffen, für die diese Pulverhörner gefertigt wurden. Sie sind verschollen, wurden offenbar nach dem Krieg von den Amerikanern mitgenommen. „Aber für Pulverhörner haben sie sich wohl nicht interessiert“, vermutet Christoph Dautermann.

Die Stücke dieser Sammlung von Pulverhörnern stammen alle aus der Zeit vor dem Krieg. Mit dem Aufkommen der Patronen im 19. Jahrhundert verschwanden peu à peu die Behälter für Schwarzpulver.

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