Schätze aus dem Museums-Magazin: Schmuck aus dem Jenseits

Bevor es Knöpfe gab, dienten Fibeln zum Verschließen von Gewändern. Den Toten legte man sie früher sogar ins Grab.

Krefeld. In der römischen und fränkischen Zeit trugen Männer und Frauen lockere Obergewänder, die mit Hilfe von Fibeln geschlossen wurden. Erst der Knopf verdrängte diese Gewandschließen. Das soll etwa zum Ende des Mittelalters gewesen sein.

Aus der Zeit davor, nämlich aus Antike und Mittelalter, fanden die Archäologen in den Gelleper Gräbern Gewandschließen. Die Funktion dieser Fibeln: Sie halten die Stoffe zusammen und schmücken natürlich auch. Und das nicht nur in dieser, sondern auch in der jenseitigen Welt.

Für die Archäologen ist es ein Glück, dass unsere Vorfahren ganz sicher waren, auch im Jenseits Schmuck gebrauchen zu können. Denn aus diesem Grund fand man insbesondere solchen von großem künstlerischen Wert. Er erzählt von Stand und Rang ihrer Besitzer im Diesseits.

Die ehemalige Chefarchäologin Renate Pirling schreibt in einemr Werk zu den Krefelder Funden, dass Fibeln, mit Ausnahme der Zwiebelknopffibeln, „im 4. Jahrhundert . . . nur noch von Frauen getragen (werden), und zwar zumeist paarweise“. Sie richten sich nach der Mode und können so als „Leitfossil“ zur Datierung von Funden herangezogen werden.

Die Zwiebelknopffibeln hingegen gehörten Männern, scheinen Teil ihrer Uniformen gewesen zu sein. Sie verweisen auf römische Strukturen. Goldene Fibeln waren in der römischen Zeit dem Kaiser vorbehalten, geschmückt mit Edelsteinen und Perlen. Beamte höheren Ranges trugen weniger edle Metalle.

Frauen in Gellep bekamen zum Beispiel Scheibenfibeln mit in ihr Grab. Diese zweiteiligen Schmuckstücke wurden auch mit Almandinen verziert, Schmucksteinen aus der Familie der Granate. Scheibenfibeln dienten auch dazu, goldene Ketten, vielleicht mit einer Münze als Anhänger, an der Schulter zu befestigen.

Nicht alle Fibeln sind rund, sondern es gab sie auch als Tierköpfe: Ein Vogel aus dem Granatstein Almandin oder der Kopf eines Welses sind Beispiele für die stilisierten Fabeltiere, die die Germanen in der Antike bevorzugten. Die Römer hingegen gestalteten ihre Tiere auf Schmuckstücken realistischer und naturgetreuer. „Die Goldschmiedearbeiten mit Almandinen und Filigran sind . . . Erzeugnisse des bunten Stils der Völkerwanderung, der von Osten her auch zu den Franken kam“, fasst Renate Pirling in einer Schrift zusammen. Sie hält diese Kunst für eine eigene rheinische Entwicklung. Hier waren Künstler am Werk, die einer ganz eigenen Ästhetik Ausdruck verliehen. Ihre Werke wurden so geschätzt, dass man sie mit in die Gräber gab — und auf diese Weise für uns erhielt.

Beispiele für Fibeln verschiedener Art sind nicht nur in den Fund-Schachteln im Magazin zu sehen, sondern auch in der ständigen Ausstellung des Archäologischen Museums Burg Linn.

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