Schätze aus dem Magazin: Erinnerungen vom Dachboden

Uschi Altenähr, Tochter des Krefelder Sammlers Hans Wolfram Düster, hat einen Teil seines Nachlasses dem Museum Burg Linn übergeben.

Krefeld. Eines Menschen Erinnerungen hängen auch von seinen Fähigkeiten ab: Der eine verfügt über ein ausgezeichnetes Gedächtnis und kann Familienbande in Excel-Tabellen am besten übersehen. Der andere braucht Gerüche oder Töne, und der dritte schließlich kann sich mit den Bildern und Gerätschaften seiner Vorfahren an familiäre Stimmungen und Schwingungen erinnern.

So geht es auch der Krefelderin Uschi Altenähr, die gerade den ganzen Hausstand ihres verstorbenen Vaters aufzulösen hat. Seine Villa soll verkauft werden. "Damals wurde die Sollbrüggenstraße für den Großvater angelegt", fällt ihr ein. "Seine Villa war die erste in Bockum."

Einen Teil des Hausstands hat sie verschenkt, einen anderen verkauft und einen dritten nun der stadtgeschichtlichen Sammlung des Museums Burg Linn übergeben. "Mein Vater hat alles gesammelt", sagt sie.

Ihr Vater, das war Hans Wolfram Düster, geboren 1922, gestorben im Februar 2010. Zu den Erinnerungen an sein fast 90 Jahre währendes Leben gehören die unterschiedlichsten Dinge: Mehrere Ölgemälde stehen im Museum auf dem Fußboden, teilweise bedeckt mit dem Staub von Jahrzehnten. Auf einem ist ihr Vater als kleines Baby mit seiner Mutter zu sehen - beide sehen kurioserweise gleich alt aus. Die Familie war verwöhnt, was die Kunst angeht. Der Krefelder Maler Hans von der Way war der Schwiegervater von Hans Düster.

Der hatte gleich nach seiner Rückkehr aus dem Krieg geheiratet. "Er war in Russland und im Baltikum", sagt seine Tochter. "Aber er hat nie darüber gesprochen." Einen Eindruck über seinen Winter in Russland vermitteln alte Fotos. Altenähr trägt ein dickes Album mit sich. Auf einem Bild ist ihr Vater mit mehreren Kameraden zu sehen. Düster und ein Freund haben ungewöhnliche Stöcke in der Hand.

Sie sind selbstgeschnitzt, verzeichnen Daten, Ortschaften in kyrillischer Schrift, kleine Flugzeuge und ein Hakenkreuz. "Ich nehme an, die haben sich gelangweilt", sagt Altenähr. "Mein Vater war nie an der Front."

Auch aus der Nachkriegszeit sind ganz verschiedene Dinge ins Museum gekommen. Kuriose Bierdeckel, ein ganz streng gestalteter Braun-Rasierapparat, ein Leuchter, eine Sammlung von Trachtenpuppen und optische Geräte. Sie ergänzen punktuell die Objekte im Museum, werfen kleine Schlaglichter auf das vergangene Jahrhundert.

Und nun ist auch noch eine ehemalige Munitionskiste dazugekommen, die Hans Düster kurz vor Kriegsende in den Harz geschickt hat. 1946 kam die Kiste dort an, und nun fand man sie auf dem Dachboden an der Sollbrüggenstraße. Uschi Altenähr hat noch nicht herausgefunden, bei wem die Kiste warum landete, und was darin war. Aber sie hat noch des Vaters Briefe - vielleicht findet sie darin noch mehr Erinnerungen.

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