Saltatio Mortis: Wild gewordene Spielmänner

Rüschenhemd trifft Rockerweste: Die Senkrechtstarter erobern die Kufa.

Saltatio Mortis: Wild gewordene Spielmänner
Foto: D. Jochmann

Krefeld. Frauen in langen Kleidern, die auch auf dem Flachsmarkt gut aufgehoben wären. Gestandene bierbäuchige Rocker in Lederwesten und Motörhead-Shirts. Menschen in der unsterblichen Kombination aus Lederhose und Rüschenhemd. Bei den Mittelalter-Rockern von Saltatio Mortis vermischen sich Rock, Fantasy und Mittelalter — das spiegelt sich auch in den Outfits der Fans wider, die zahlreich in die Kulturfabrik gekommen sind.

Der Auftritt der Spielmänner, wie sich die Band aus Karlsruhe in Bezug auf mittelalterliche Straßenmusiker und Gaukler nennt, beginnt unter lautem Jubel. Nach einem Intro, das Martin Luther Kings „I have a dream“ mit dem Countdown eines Raketenstarts und sphärischen Herr-der-Ringe-Klängen mischt, geht es mit dem ironischen Single-Hit „Früher war alles besser“ los.

Saltatio Mortis nehmen die Kufa auseinander
16 Bilder

Saltatio Mortis nehmen die Kufa auseinander

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Was im Publikum Hardrock-Shirt und Flachsmarkt-Kleid, sind auf der Bühne die Metal-Klampfe und der Dudelsack. Von letzteren gibt es gleich drei in unterschiedlichen Ausformungen zu sehen und zu hören. So trifft der typisch irisch-schottische Volkslied-Charakter auf einen klassischen Hardrock-Sound mit Schlagzeug, Bass und ordentlich verzerrter Gitarre.

Die Namen der Musiker könnten auch aus einer Fantasy-Geschichte stammen. Das Mastermind der Band nennt sich Lasterbalk, der Lästerliche, und sitzt hinter einem großen Schlagzeug-Set. Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein bläst in den Dudelsack oder spielt eine Drehleier. Der Sänger Alea, der Bescheidene, gibt sich auf der Bühne ganz anders, als es der Name vermuten lässt. Er schwingt die Arme, springt durch die Luft und offenbart schon beim zweiten Song seinen trainierten Oberkörper. Dabei sieht er aus wie ein wild gewordener Beelzebub.

Musikalisch ist das Gesamtpaket weniger aufregend, als die Bestandteile vermuten lassen. Typische Rock-Riffs krachen zusammen mit Folk-Melodien und münden in einen vorhersehbaren Refrain. Vielleicht macht das die Anziehungskraft der Band aus, dessen jüngstes Album auf Platz 1 der Charts landete.

Textzeilen wie „Hoch die Tassen, lasst uns feiern. Früher ist seit heute tot. Nichts war damals wirklich besser, wer das glaubt, ist ein Idiot“ werden lauthals mitgesungen und beklatscht. Die Partystimmung wird nur durch die Nachricht gedämpft, dass ein Bandmitglied derzeit im Krankenhaus behandelt wird.

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