Romeo und Julia: Ein leuchtender Ballettabend

Minutenlanger Applaus für Robert Norths dynamische und zugleich feinsinnige Choreografie „Romeo und Julia“

Krefeld. Ein unsterbliches Shakespeare-Drama, mitreißend vertont von Sergej Prokofjew und einfühlsam choreografiert von Robert North, das sind die Zutaten für einen wunderbaren Ballettabend. Mit minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen feierte das Publikum die Premiere von „Romeo und Julia“ im Krefelder Theater.

North, der sich bereits in der vergangenen Spielzeit mit seinem Doppelabend „Othello/Sommernachtstraum“ als starker Interpret des englischen Dramatikers erwies, überzeugt erneut auf ganzer Linie. Mit großer Orchesterbesetzung und opulenter Ausstattung schafft er die Voraussetzungen für einen großformatigen Abend, den das aufgestockte Ensemble hervorragend meistert.

Die 20 Jahre alte Choreografie des US-Amerikaners erweist sich als zeitlose und sehr differenzierte Interpretation des Stoffes. Zwar ist bei einem klassischen Handlungsballett einiges vorgegeben, aber North versteht es, immer wieder eigene Akzente zu setzen.

So siedelt er die Geschichte um die feindlichen Familien Capulet und Montague im Verona der Frührenaissance an (Bühne und Kostüme: Andrew Storer). In warmen Tönen und schachbrettartigem Muster erstrahlt die Architektur mit ihren charakteristischen Fassaden, prächtig bunt leuchten darin die Kostüme. Man glaubt zum Leben erweckte Renaissancebilder zu sehen, auch in der Gestik der Tänzer.

Fröhliche Straßenszenen, die unvermutet in gewalttätige Auseinandersetzungen kippen können, bestimmen den ersten Teil. Mit großer Dynamik und Finesse sind diese Szenen umgesetzt, bei denen Julias Cousin Tybalt immer wieder auf Romeos Freunde Mercutio und Benvolio trifft.

Mit dem berühmten „Tanz der Ritter“ beginnt die eindrucksvolle Ballszene, bei der das Liebespaar zum ersten Mal aufeinander trifft. Ein Lichtkegel umfängt die beiden, und von diesem Moment an nimmt das Schicksal seinen Lauf. Temporeich und dabei sehr innig im Ausdruck ist die Balkonszene gestaltet.

Karine Andrei-Sutter und Razvan Craciunescu bilden ein optisch ideal zusammenpassendes Liebespaar, das tänzerisch makellos agiert. Ihr zweiter Pas de Deux nach der Hochzeitsnacht ist bereits von der sich anbahnenden Tragödie überschattet, nur gegen Ende des Tanzes flammt etwas von der früheren Unbekümmertheit auf. Es sind diese feinsinnigen Details, die die Choreografie immer wieder auszeichnen.

Eine packende Szene gelingt, wenn Julia das Gift getrunken hat. North lässt ihr im Albtraum die Geister von Tybalt und Mercutio erscheinen, was eine beklemmende Atmosphäre schafft. Mit Emmerich Schmollgruber und Takashi Kondo sind diese Rollen wunderbar besetzt. Alessandro Borghesani (Paris), Paolo Franco (Benvolio) und Ligia Craciunescu (Amme) setzen gute Akzente. Als Lord und Lady Capulet agieren North und seine Frau Sheri Cook eindrucksvoll.

Zum Gelingen des Abends tragen nicht zuletzt die Sinfoniker unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Graham Jackson bei, die Prokofjews komplexe Musik sehr facettenreich interpretieren.

2 Stunden, 50 Minuten. Weitere Termine: am 17., 20., 28. Januar; 12., 15., 24. Februar; 16. März; 4., 7., 12. April; Karten unter Telefon: 805-125.

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