Romanvorstellung "Alpha & Omega": Zwischen Wahn und Wirklichkeit

Markus Orths stellte seinen Roman „Alpha & Omega“ gemeinsam mit der Vorlage für eine seiner Figuren, dem Performance-Künstler Matthias Schamp, vor.

Romanvorstellung "Alpha & Omega": Zwischen Wahn und Wirklichkeit
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Er stößt mit dem Messer zu, immer wieder. Dann reißt er dem Hai die Eingeweide heraus — und immer noch kein Aufschrei im Publikum, nur leises Kichern. Nun gut, der Täter ist ja auch nur „das Schamperl“, eine Puppe seines menschlichen Alter Egos Matthias Schamp, und der Hai ist aus Plüsch — das Ganze also Puppentheater.

Markus Orths hat die Szene für seinen Roman „Alpha & Omega“ erfunden, den er jetzt auf Einladung des Anderen Buchladens im Foyer des Theaters vorstellte. An seiner Seite: sein Freund Matthias Schamp, den er als Romanfigur verewigt hat.

In „Alpha & Omega“ droht zweifach die Apokalypse. Im Jahr 2525 rast ein Meteor auf die Erde zu. Elias Zimmerman reist aus dieser Zeit zurück in unsere Jetztzeit, in der ein künstlich geschaffenes schwarzes Loch die Erde zu verschlingen droht. Zimmermann will wissen, wie die Gefahr gebannt wurde, um daraus für seine Zukunft zu lernen. Die Rettung vor dem schwarzen Loch gelingt dank Omega Zacharias, einer bildhübschen Farbigen, dem ersten Menschen mit drei Gehirndritteln, telekinetischen und auch sonst ziemlich gottähnlichen Fähigkeiten.

Orths erklärt, er habe sie als Gegenbild zum herkömmlich naiven Gottesbild kreiert: Omega ist jung, schwarz, weiblich und kahl statt undefinierbar alt, weiß, männlich und weißhaarig. Dann kommen im Roman noch vor: ein philosophierender Lebenskünstler, eine „Esoterik-Schlampe“, eine sexbesessene Teilchenphysikerin, besagter Performance-Künstler Matthias Schamp und weiteres Personal dieses Kalibers.

Natürlich stellt ein Zuhörer die Frage, wieso mit Schamp eine reale Figur in den Roman gekommen sei. Orths charakterisiert darauf sein Personal als „Panoptikum“, womit er eine Ansammlung kurioser Typen meint. Dass mit Schamp das Wirkliche ins Verrückte einbreche, habe er spannend gefunden. Aber der Witz ist ein anderer.

Viele der Aktionen, die dem Performer Schamp im Buch zugeschrieben werden, hat Schamp im richtigen Leben tatsächlich durchgeführt. Orths berichtet, dass eine Leserin die Internet-Seite des Künstlers per Zufall gefunden und geglaubt hat, der Autor selbst habe sie als Werbung für seinen Roman ins Netz gestellt. Für diese Leserin ist also schon der reale Schamp so verrückt, dass sie ihn nur als Romanfigur akzeptieren kann. Das könnte vielen so gehen.

Leider wollten sich nur knapp 20 Zuhörer Orths gemeinsam mit Schamp anschauen. Sie haben etwas verpasst. Orths las aus seinem teils sehr komischen Roman, der zwischen den Genres Science Fiction, Abenteuerroman und Groteske pendelt, und Schamp performte auf seine knochentrocken-witzige Art. Das war höchst unterhaltsam.

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