Rezension: „Beyond The Red Mirror“

Blind Guardian so ausgereift und experimentierfreudig wie nie.

Krefeld. Die neue Platte der Krefelder knüpft nach Aussage von Frontmann Hansi Kürsch textlich an das Album „Imaginations From The Other Side“ aus dem Jahr 1995 an: Damals ging es um die Fantasy-Geschichte eines Außenseiter-Kindes, das aus seiner Welt in eine Parallelwelt — die hinter dem roten Spiegel („red mirror“) wechseln will, um dort zum Held zu werden. „Beyond The Red Mirror“ erzählt, was nach dem Übergang geschieht.

Musikalisch klingen Blind Guardian dabei — unter Mithilfe von zwei Orchestern und mehreren Chören — vielleicht so ausgereift und experimentierfreudig wie nie: Die Songs sind komplex arrangiert. Die feste Struktur aus Strophe-Refrain-Strophe ist aufgebrochen. Gitarrenriffs wechseln zwischen rasend und schwerfällig, dramatisch und aggressiv.

Kurzum: Blind Guardian machen Metal nicht nur für die Ohren, sondern auch den Kopf. „Beyond The Red Mirror“ ist kein halbstündiger Ritt durch kurze Songs mit schneller Befriedigung am Ende. Es ist ein weit über 70 Minuten langer, epischer Trip durch das, was musikalisch möglich ist, wenn Profis in Technik und Arrangement gemeinsam kreativ sind. Dass mit Songs wie „Twilight of the gods“ oder „The holy grail“ trotzdem Stücke dabei sind, die beim Konzert zu modernen Klassikern taugen, ist die ganz hohe Kunst des Komponierens. fw

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