Renommierter Preis wird erstmals in Krefeld verliehen

Prämierung und Ausstellung im Museum Haus Lange — als Erinnerung an den Video-Pionier Nam June Paik.

Renommierter Preis wird erstmals in Krefeld verliehen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Anekdote erzählt viel über Nam June Paik. Als der koreanische Künstler 1963 in der Wuppertaler Galerie Parnaß Klaviere ausstellte, die er zuvor bearbeitet hatte, stürmte während der Eröffnung ein Besucher die Räume und ging wie ein Berserker auf eines der Instrumente los. Der Mann, der da scheinbar von Sinnen ein Kunstwerk zerstörte, war Joseph Beuys. Nam June Paik nahm den ungeplanten Angriff mit Humor. „Er war ein witziger Typ“, sagt Sylvia Martin, stellvertretende Leiterin der Kunstmuseen. „Und mit Beuys war er ohnehin gut befreundet.“

Martin befasst sich zurzeit intensiv mit dem koreanischen Pionier der Videokunst. Ende September nämlich verleiht die Kunststiftung NRW in Haus Lange den Nam June Paik Award 2014. „Das ist einer der wichtigsten Medienkunstpreise überhaupt“, betont Martin. Das schlägt sich auch im Preisgeld nieder, das 25 000 Euro beträgt. Alle zwei Jahre wird der Award verliehen — nun zum ersten Mal in Krefeld. Kulturministerin Ute Schäfer hat ihr Kommen angekündigt.

Die Entscheidung für Krefeld passt. Die hiesige Sammlung enthält beeindruckende Schätze aus der Frühzeit der Videokunst, unter anderem Paiks bahnbrechenden Film „Global Groove“ (1973). Es war der frühere Museumsdirektor Paul Wember, der dieses und dutzende weitere Werke ab Ende der 60er-Jahre eingekauft hat — rund 20 Jahre, bevor Videos sich überhaupt als Kunstform etablierten. „Er hatte anfangs nicht einmal ein Abspielgerät für die Filme“, erzählt Sylvia Martin.

Vor rund zehn Jahren holte sie die Filme nach und nach aus dem Depot, ließ die Bänder aufwändig reinigen und dann auf DVD und Festplatte digitalisieren. 2008 gipfelte das Projekt in der Ausstellung „Video déjà vu?“ im Museum Haus Lange. In den vergangenen Jahren wurde die Sammlung zudem durch neuere Videoarbeiten ergänzt.

Dazu gehören auch jene Werke, die ab 28. September in der Ausstellung zum Nam June Paik Award zu sehen sind: Neben den Nominierten Ulf Aminde (Berlin), Cory Arcangel (New York), Camille Henrot (New York/Paris) und Thomson & Craighead (London) ist auch die junge Französin Céline Berger vertreten, die bei der letzten Verleihung den Förderpreis gewonnen hat. Viele der Werke werden zeigen, wie fließend die Übergänge zwischen Videokunst, Kurzfilm und Skulptur längst sind.

Schon der Pionier Nam June Paik, der 1969 einen eigenen Video-Synthesizer für seine Filme entwickelte, lotete die Grenzen aus. Sein „Global Groove“ schuf Bilder, die sich zwischen Malerei und Werbung, Hoch- und Popkultur, westlichen und östlichen Traditionen bewegen. Der Film war ein Auftragswerk der US-Regierung, die damit zur Zeit des Vietnamkriegs für Völkerverständigung werben wollte. Erstmals gezeigt wurde er nicht im Museum, sondern im Lokal-TV.

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