Premiere von "Roberto Zucco" - Ein Killer gibt uns Rätsel auf

Ein schöner junger Mann reist umher und mordet: „Roberto Zucco“ hat am Samstag Premiere.

Krefeld. Als „Roberto Zucco“ 1990 in Berlin uraufgeführt wurde, war der Autor des Stücks bereits tot. Bernard-Marie Koltès war im April 1989 mit 41 Jahren an den Folgen von Aids gestorben. Er hat ein Dutzend Dramen hinterlassen, in denen häufig Ausgestoßene mit der Gesellschaft kollidieren.

In seinem letzten und erfolgreichsten Werk lässt Koltès einen jugendlichen Serienmörder auf eine schockierende und zugleich berührende Reise gehen. Die Geschichte dieses „Roberto Zucco“ ist bis heute auf deutschen Bühnen präsent, die Fassung des Krefelders Christoph Roos hat am Samstag Premiere am Stadttheater (die WZ berichtete mehrfach).

Roos scheint prädestiniert für diese Aufgabe, nicht nur, weil er hier vor zwei Jahren mit „experiment. prisoner 819 did a bad thing“ einen ähnlich heiklen Stoff zum Erfolg geführt hat. Ihn verbindet mit Koltès’ Stück auch eine private Geschichte, denn bei jener Uraufführung 1989 in Berlin saß Roos im Publikum. Schon damals hat ihn die irrationale Gewalt der Hauptfigur fasziniert — und die Fragen, die diese aufwirft: „In was für einer Gesellschaft findet das statt? Und was muss passieren, dass ein junger Mann so aus der Bahn gerät.“ Roos interessieren „die Abgründe hinter dem, das wir für die Sicherheit des alltäglichen Lebens halten“.

Bühnenbildner Peter Scior hat dafür eine abstrakte Szenerie entworfen, ein drehbares Labyrinth aus Glasbausteinen. „Je nach Beleuchtung und Position sieht man gut oder weniger gut, aber niemals ganz klar“, erklärt Scior. „Es entstehen immer neue Räume, eine Welt mit wechselnden Facetten, ein eigenes Ordnungssystem.“ Wie in Zuccos Kopf.

Auch die Musik des Krefelders Markus Maria Jansen (M. Walking on the Water) lotet mit schrägen Klängen die Widersprüche in Zuccos Tun aus, den „Sprung zwischen Lachen und Grausamkeit, die Poesie des Todes“, wie Jansen formuiliert.

Jenen Mörder, allerdings Succo geschrieben, hat es übrigens wirklich gegeben. Ein intelligenter, attraktiver jungen Mann soll er gewesen sein, der seine Mutter zerstückelte, seinen Vater erdrosselte und — nach einer spektakulären Flucht aus dem Gefängnis — viele weitere Verbrechen beging. Koltès soll vom Foto auf dem Fahndungsplakat so fasziniert gewesen sein, dass er ein Stück über den schönen Killer schrieb. Das Rätsel, das der Autor uns damit aufgab, ist bis heute ungelöst.

Premiere am Samstag, 20 Uhr. Karten unter Telefon 02151/805 125.

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