Prächtiges Symbol der Macht im Textilmuseum

Prunkstück der aktuellen Schau ist eine Stickerei der Heiligen Drei Könige. Sie verzaubert noch nach 500 Jahren.

Krefeld. Rang und Stand - das war für die Verortung in der Gesellschaft schon immer wichtig. Heutzutage beweist man seine Zugehörigkeit zur Konsumkaste mit der Automarke oder kostspieligen Schuhen. Diese Demonstration gesellschaftlicher Stärke hat es auch in früheren Jahrhunderten gegeben, auch bei der Geistlichkeit. Mit einer kostbaren Stickerei konnte ein Bischof oder Kardinal die Dicke seines Geldbeutels und seine Bedeutung beweisen.

Ein beeindruckendes Beispiel ist das Prunkstück in der aktuellen Ausstellung im Deutschen Textilmuseum. Auf einer Stickerei sind die Heiligen Drei Könige zu sehen, zwei römische Soldaten sind die Begleiter, über ihnen schwebt ein Engel. "Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie nicht sollten wieder zu Herodes gehen..." heißt es bei Matthäus. Denn damit hätten sie Herodes verraten, wo Jesus geboren worden war.

Auf dem gestickten weihnachtlichen Szenario verbinden sich Gold und Seide zu einem stellenweise plastischen Kunstwerk. Isa Fleischmann-Heck, kommissarische Leiterin des Textilmuseums, erläuterte die Technik, die Inhalte und auch die Funktion dieses Glanzstückes.

Es ist um 1480 in Florenz entstanden. "Florenz war damals der Nabel der Welt", sagt sie. Der Reichtum der Florentiner gründete sich auf den Handel, und zwar auch auf den mit Kunst. Deswegen gab es in den Zünften, die sich ihre Bereiche nach strengen Regeln aufteilten, auch eine Art Qualitätsmanagement. Die Stickmeister durften nur bei Tageslicht arbeiten, und sie wurdenso gut entlohnt wie ein Hofmaler.

Das mehr als 500 Jahre alte Stück ist vorzüglich erhalten, es wurde 1974 für die Sammlung des Textilmuseums erworben. Durch Vergleiche ist man zu dem Schluss gekommen, das die "Heiligen Drei Könige" ein Fragment sind. Die Stickerei gehörte zu einem Kaselstab, also zum rückwärtigen Teil einer geistlichen Tracht. "Es hat eindeutig eine Zeichenfunktion", sagt Fleischmann-Heck. "So eine prächtige Arbeit zeigt die Macht."

Aber sie zeigt eben auch die hohe Kunstfertigkeit der Handwerker jener Zeit. "Ein solches Stück wurde mit Gold aufgewogen", sagt Fleischmann-Heck. Die Ausstellung bietet nun die einmalige Gelegenheit, das Werk aus der Nähe zu betrachten.

Wer sich die Zeit nimmt, kann auf der Stickerei wundervolle Details entdecken: Zwei der Könige haben ihre Kronen beiseite gelegt, an dem Ruhekissen des einen ist eine Quaste befestigt. Besonders beeindruckend sind die Stellen im Bild, die Haut und Haar wiedergeben. Da stimmen nicht nur die Proportionen, sondern allerfeinste Seidenstiche vermitteln den Eindruck von Lebendigkeit - und das noch nach 500 Jahren.

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