Poetry Slam: Texte sprudeln aus dem Kopf

Sulaiman Masomi zeigt jungen Leuten an seiner alten Schule, wie Poetry Slam funktioniert.

Krefeld. Es ist still im Raum 225 des Gymnasiums Horkesgath. Um 18 Uhr ist das nicht ungewöhnlich für eine Schule, doch heute ist das Zimmer noch hell erleuchtet. Darin sitzen Schüler hochkonzentriert über ihren Blöcken — und das auch noch freiweillig.

Der Grund dafür heißt Sulaiman Masomi. Der 33-Jährige trägt Jeans und Kapuzenpullover und blickt entspannt in die Runde. Geboren in Kabul und aufgewachsen in Krefeld, ist er einer der bekanntesten Poetry-Slammer Deutschlands.

Der Wahl-Paderborner ist zurückgekehrt an seine alte Schule und bietet interessierten Schülern die Möglichkeit, Einblicke ins „Slammen“ zu bekommen und die Freude an der Sprache zu entdecken. „Dass die Schüler freiwillig hier sind, ist Voraussetzung“ sagt er. „Wenn die keinen Bock haben, macht das keinen Sinn“.

Und die Schüler haben Bock. Eifrig schreiben sie Zeile um Zeile, was die Fantasie so hergibt. Handlung, Ort und Protagonisten sollten sie sich vorher ausdenken, der Rest entsteht spontan.

Was herauskommt, ist erstaunlich. Die Gedanken und Worte, die hier zu Texten verarbeitet und anschließend laut vorgetragen werden, sind selten jugendfrei. Es geht um Integration, Sex, Ehe und Familie. Mal gerade heraus, mal abstrakt und verspult. Aber immer ehrlich.

Die Schüler haben Spaß daran, ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen und dabei noch etwas für die Zukunft mitzunehmen. „Die Stimmung ist total motivierend. Wir haben gelernt wie man Texte aufbaut. Ich habe auf jeden Fall profitiert“, sagt Maurice Linnenbrüger, 17 Jahre alt.

Auch Christina Haertel, 16, ist begeistert: „Wir haben vor allem erfahren, dass man eigentlich nur Motivation braucht, um Texte zu schreiben. Der Rest kommt von ganz allein.“ Sie und die anderen 14 Schüler, die heute mitmachen, sind von der positiven Atmosphäre und der lockeren Stimmung angetan, die sie im „normalen“ Unterricht selten erleben. So viel zu lachen gebe es es sonst selten, da sind sie sich einig. Auch sei der Workshop viel zu kurz gewesen, und dass Sulaiman wiederkommen müsse, das sei sowieso klar.

Gut gelaunt wirken die Schüler, gleichzeitig auch hochkonzentriert. Und das um mittlerweile kurz nach 19 Uhr.

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