Podiumsdiskussion: Wenig Erhellendes in der Fabrik Heeder

Die Podiumsdiskussion über Kultur in Zeiten des Nothaushalts: Wer Ideen erwartet hatte, wurde von der Politik enttäuscht.

Podiumsdiskussion: Wenig Erhellendes in der Fabrik Heeder
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Am Ende platzt einem Zuhörer der Kragen. „Ich hatte zwischenzeitlich wirklich Sorge, hier ins Wachkoma zu fallen“, ereifert sich der Mann. „Schon vor 20 Jahren haben Sie tote Pferde geritten, heute reiten Sie nur noch Skelette.“ Der Vorwurf geht an die vier Kulturpolitiker auf dem Podium in der Fabrik Heeder. Hans-Peter Kreuzberg (CDU), Klaus Kokol (SPD), Heidi Matthias (Grüne) und Dennis Byrski (FDP) reden auf Einladung der Initiative Stadtkultur über Kultur in Zeiten des Nothaushalts — und das wenige Wochen vor der Kommunalwahl.

Die Vier bemühen sich um Sachlichkeit und vermeiden Wahlkampfgetöse, aber wer an diesem lauen Aprilabend revolutionäre Ideen erwartet, könnte ebenso gut auf plötzlichen Schneefall hoffen. Noch am ehesten versucht sich der junge Byrski als Vordenker zu profilieren, doch die Ideen, die er vorträgt, sind entweder Allgemeinplätze („Kultur strukturell neu aufstellen“) oder längst an der Wirklichkeit zerschellt. So ist der Vorschlag, die Kulturstiftung der Sparkasse künftig allein als Melkkuh der freien Szene zu missbrauchen, nicht nur ethisch fragwürdig, sondern auch juristisch völlig abwegig (die WZ berichtete).

Konkrete Lösungen für die teils verzweifelte Lage der freien Anbieter hat jedoch niemand parat. Während die einen vage hoffen, es werde in Zukunft schon wieder besser, klagen die anderen über Rasenmäher-Methoden. „Ich vermisse einen Diskurs über den Stellenwert der Kultur“, sagt Klaus Kokol. „Das Geld ist da, es muss nur an der richtigen Stelle eingesetzt werden.“ Kreuzberg argumentiert, die Kürzungen seien angesichts der ursprünglichen „Schmerzensliste“ moderat ausgefallen: „Es geht nicht darum, die freie Kultur dem Verderben preiszugeben.“

Heidi Matthias sieht diesen Punkt längst erreicht: „Die Grenze des Erträglichen ist überschritten.“ Das langsame Austrocknen der freien Szene sei die Folge der Einsparungen, auch Abwanderung sei zu befürchten. „Wir würden die Kürzungen wieder rückgängig machen“, erklärt Matthias — um dann kleinlaut zuzugeben, dass sie das nicht allein entscheidet. Kulturpolitiker müssen auch parteiintern harte Kämpfe ausfechten.

Beim Thema Kaiser-Wilhelm-Museum bleiben die drängenden Fragen leider unbeantwortet, teilweise werden sie nicht einmal gestellt: Wie das Museum mit mickrigem Ausstellungsetat, ohne Geld für eine Eröffnungsfeier und womöglich mit der Großbaustelle Karlsplatz vor der Tür wieder zum „Wohnzimmer der Krefelder“ (Matthias) werden soll, bleibt rätselhaft. Womöglich kämen diese und andere Fragen auf den Tisch, wenn die Moderatoren Thomas Müller und Siegfried Gronert die betroffenen Institutsleiter befragen könnten. Doch laut Gronert hat die Stadtspitze einen Maulkorb verhängt: So kurz vor der Wahl ist zu viel Diskussion gefährlich.

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