Podio: Kalle Pohl erfindet sich neu

Mit einem bunten Mix aus Witz, Poesie, Musik und Geschichten aus dem Alltag überzeugt der vielseitige Komödiant.

Podio: Kalle Pohl erfindet sich neu
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Merkel, Gabriel, Steinmeier, Gysi — so, damit hätten wir den politischen Teil hinter uns“, startet Kalle Pohl im Glasfoyer des Stadttheaters sein Programm „Du bist mir ja einer“. Vergnügt und stets verschmitzt lässt er sein Publikum zwei Stunden lang an seinen Beobachtungen des Alltags teilhaben, die er mit seinem feinen Humor garniert.

Locker, leicht und bekömmlich wandelt er zwischen Gestern und Heute, stimmt „Zwei kleine Italiener“ an, bringt das Publikum zum Mitsingen und überträgt den Text dann auf „Zwei kleine Türken“. Er ahnt, dass junge Menschen mit Migrationshintergrund auf einen solchen Grand-Prix-Song heute handgreiflich reagieren könnten. Einen politisch korrekten Vortragsabend hat er ohnehin nicht im Sinn. Andererseits will er niemandem weh tun.

Als kleingewachsener Mensch hält er sich lieber zurück und nimmt sich selbst auf den Arm. „Ich bin in Merzenich groß geworden — äh, aufgewachsen.“ Witze über kleine Menschen seien geschmacklos, befindet der waschechte Kölner. Freunde des TV-Klassikers „Sieben Tage, sieben Köpfe“ erinnern sich an seine Duelle mit „Langnase“ Mike Krüger, der ihn als „Zwerg“ verspottete.

Überhaupt ist Pohl ein Tausendsassa und nicht einer bestimmten Branche zuzuordnen. Er ist Theaterschauspieler, Musiker, Sänger, Texter (für Harald Schmidt und Gaby Köster), Buchautor und Fernsehunterhalter. Am ehesten wird man ihm als Komödiant gerecht. Saukomisch ist seine Einlage mit einer Handpuppe, der „kleinen Sau“ namens Willy Brandt, der er als Imitator von Politgrößen seine Stimme leiht und bestes politisches Kabarett auf die Bühne bringt.

Auch seine gereimte Lyrik ist urkomisch und erinnert stark an Heinz Erhardt. Dabei zitiert er den von ihm bewunderten und selbst erfundenen Merzenicher Heimatdichter Walter Büllesheim — einen „Mann von Welt“. Was man von Pohl eher weniger kennt, ist sein musikalisches Talent. So spielt er Reggae auf dem Akkordeon, swingt a cappella „Meine kleine Fleischfachverkäuferin“ und amüsiert sich, weil das Publikum den Zungenbrecher nicht mitsingen kann.

„Das Stadttheater rockt“, macht er sich darüber lustig, als der Beifall einmal etwas mäßig ausfällt. Zu guter Letzt ist der Applaus allerdings üppig, nach einem Finale furioso mit der umwerfenden Aufführung seiner Aida-Porno-Oper sowie einigen Zugaben. Nach langen Jahren routinierter Fernseherfahrung hat sich Pohl neu entdeckt. Sein Wunsch: „Möge der Humor mit Euch sein.“

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