Museums-Serie Picasso gibt es auch in Krefeld

Serie | Krefeld · Wir stellen Räume der Sammlungspräsentation der Kunstmuseen Krefeld vor: Diesmal dreht sich alles um den spanischen Kunst-Star

 Der Raum „Phänomen Picasso“ im Kaiser-Wilhelm-Museum zeigt Arbeiten des Künstlers bis unter die Decke.

Der Raum „Phänomen Picasso“ im Kaiser-Wilhelm-Museum zeigt Arbeiten des Künstlers bis unter die Decke.

Foto: Andreas Bischof

In der neuen Sammlungspräsentation der Kunstmuseen Krefeld im Kaiser-Wilhelm-Museum trifft der Besucher auf 15 Räume mit 15 Geschichten. Einer dieser Räume im ersten Obergeschoss des Hauses am Joseph-Beuys-Platz widmet sich ganz dem Schaffen Pablo Picassos. Unter dem Namen „Phänomen Picasso“ zeigt der Raum vornehmlich grafische Arbeiten des Spaniers.

Picasso ist heute eine
weltweit bekannte Marke

Picasso kennt heute jedes Kind. Wirklich jedes Kind. Es gibt bis auf wenige ähnliche Phänomene kaum einen Künstler, der – zumindest vom Namen her – so im allgemeinen Bewusstsein angekommen ist. Woran das bei dem spanischen Künstler nun genau liegen mag, darüber ließe sich gehörig und tüchtig mit einer gewissen Lust am Diskurs eine heftige Diskussion anzetteln. Wenn man es wollte, aber wir wollen lieb sein.

Nur der Hinweis: Es kann auch neben der künstlerischen Größe des 1973 verstorbenen und einer guten Vermarktung, vielleicht damit zusammenhängen, dass er leidenschaftlich gerne von Kunstlehrern an Schulen behandelt wird, nun, weil er eben als „Begründer des Kubismus“ und noch viel mehr war. Doch gab es auch mal Zeiten, da war Picassos vielseitige Kunst, sein so individueller und dann doch sehr pluralistischer Stil, noch ein Novum; der Name noch weniger omnipräsent, die Kunstpreise noch nicht so exorbitant wie heute.

Aus dieser Zeit – wir sprechen von der Nachkriegszeit – stammt ein beachtliches Konvolut in der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld. Der damalige Museumsdirektor Paul Wember stellte 1953 die stilistische Vielfalt von Picassos Werk in einer Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum vor. Wir sprechen von einer Zeit, in der nach der verarmten Kunstauffassung des Nationalsozialismus nach Jahren der Entbehrung endlich wieder Werke wie die von Picasso vom Publikum kennengelernt, gesehen und erkundet werden konnten.

In dem Raum treffen wir auf Radierungen, Linolschnitte und Lithographien. Und wie immer in den Werken von Picasso gilt auch in den Grafiken, dass die Linie als frei waltende Kraft der schöpfenden Hand des Künstlers das ästhetische Geschehen bestimmt. Dies und auch, dass die ausgewählten Werke aus den 1940er und vor allem aus den 1950er Jahren stammen, lässt sich in dem im Raum lesbaren Begleittext erfahren. Die Werke „zeigen eine stilistische Bannbreite, die von der multiperspektivischen Darstellung eines Frauenkopfes bis zu zwei jungen Frauen reicht, die Picassos klassizistische Phase der 1920er Jahre spiegeln“, heißt es weiter. Wir treffen in den Arbeiten auf Picassos Tochter Paloma, mit einer Puppe in der Hand, simultan perspektivisch „fragmentiert und zersplittert“. Oder auch auf seine letzte Frau Jacqueline, die der Betrachter in einem Werk aus 1958 erkennen kann. Frauen sind – das ist kein Geheimnis – ein zentrales, bestimmendes Motiv von Picassos Kunst, aber auch von seinem Leben.

Doch reflektierte der Maler auch über die Beziehung zwischen Künstler und Modell. Eine Verbindung, die gerade bei ihm, der durch seine Bildsprache die Personen bisweilen in kleinste Blickwinkel sezierend sehr tief in die „Seele“ seiner Motive eintaucht und diese durch sein inneres Auge filtert und usurpiert, zentral ist. Diese Reflexion findet sich auch in Exponaten an der Wand dieses Raumes.

Will man einen „echten“ Picasso sehen, geht das auch in Krefeld.

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