Ausstellung : „Phänomen Zeit“ im Projektraum 35 Blumen
Krefeld Eine bemerkenswerte Gruppenausstellung mit assoziativen Arbeiten, die sich mit der Zeit beschäftigen, ist noch bis zum 1. März zu sehen.
„Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“, lässt der Librettist Hofmannsthal in Richard Strauss’ Rosenkavalier die Rolle der Marschallin über die Natur der Zeit singen.
Und ja, sie ist schon ein wirklich sonderbares Ding, über das nicht nur Philosophen, Musiker, Dichter und Denker so manche schlaflose Nacht verbracht haben. Manche widmeten ihr sogar ganze Meisterwerke, ob wörtlich in der „Suche nach der verlorenen Zeit“ von Proust oder mittelbar wie in Thomas Manns Zauberberg. Immer braucht es aber scheinbar eine epische Qualität, um sich diesem Phänomen Zeit zu widmen. Die bildende Kunst hat es da indes einfacher. Sie vermag mittels Andeutungen, Verweisen, ästhetisch-hermeneutischen Zeichen oft ganz ohne Worte – und zwar nicht selten etwas rätselhaft, aber gerade dadurch vielleicht den Sinn unverstellt treffend – Zeit symbolhaft zum Thema zu machen.
Auch der Projektraum 35 Blumen, der vor allem durch den Hauch von kreativem Chaos, den er ausstrahlt, viel an Charme gewinnt, hat nun eine Gruppenausstellung jenem sonderbaren Phänomen der Zeit gewidmet. „Phänomen Zeit“ so der Titel der aktuellen Ausstellung, die bis zum 1. März läuft und diverse künstlerische Positionen zusammengetragen hat. Klein aber fein, mit viel Tiefgang oder auch humoristisch, gesellen sich Installationen, Textilkunst, Zeichnungen, Fotografie, Comic-Malerei oder auch Video-Arbeiten zu einem Sammelsurium an Andeutungen rund um das Wunder der Zeit. Die ja nie unmittelbar gefasst werden kann – ähnlich einem Dunsthauch aus einer Zigarette. Es sei denn, man nimmt andere Hilfsmittel wie Raum oder Maß zu Hilfe. Karl-Heinz Krüger (gemeinsam mit Ulrike Oppel Mitorganisator von 35 Blumen) hat diesen Assoziationsreigen kuratiert.
In der Ausstellung begegnen sich mannigfaltige Positionen
Da rennen hier kleine Figuren der Zeit davon, oder Uhranzeiger, die fünf vor zwölf stehen, durchlöchern anstelle von Pfeilen den an der Zeit leidenden Heiligen Sebastian (Jari Banas). Der sinnbildliche Zahn der Zeit nagt an sich wandelndem Wachs, das zwischen zwei Metallgerüsten montiert sich langsam biegt und weiter biegen wird (Johannes Trittien). Auch hier ist Zeit nur mittelbar erfahrbar, aber dafür eindrücklich, still und gnadenlos.
Viele der gezeigten Arbeiten haben eine nostalgische, eine schmerzlich-süßliche Qualität, die erst bei genauerer Auseinandersetzung hervortritt. So etwa zwei Fotografien von Julia Maddison – eine zeigt ihre Mutter in voller Blüte an einem Geburtstagstisch inmitten ihrer Kinder, darunter ein Foto, auf dem die Beine einer bettlägerigen Seniorin, daneben auf einem Tisch breiförmiges Essen in einer Schüssel, zu sehen sind. Auch Altern ist Zeit. Man findet (Frank Joerges) ein altes Metronom, ein Taktell, auf dessen Arm eine Abbildung eines Auges angebracht ist. Auch hier ist Zeit mannigfaltig assoziativ das Thema, wenngleich die Uhrensammlung in einer roten, mit Schweizer Kreuz versehenen Blechkiste weniger subtil sein mag (Sabine Küppers). Doch auch dieses Objekt lässt uns die Zeit fühlen, als etwas durch Gefühl Begreifbares.