Peter Pan als Boss der Punks

Der Jugendclub des Theaters modernisiert mit Spielfreude und Witz den Klassiker.

Krefeld. Der arme Junge. Da musste sein Name auch noch für ein psychopathologisches Muster herhalten. Peter Pan, der ewig unschuldige Held des James Matthew Barrie, hat von amerikanischen Wissenschaftlern den Begriff Syndrom angehängt bekommen. Männer, die nicht erwachsen werden, leiden seitdem am Peter-Pan-Syndrom - noch mehr aber leidet sicher ihre Umwelt an ihnen.

In "Träum weiter!", der aktuellen Jugendclub-Produktion des Stadttheaters, ist es aber zunächst die 19-jährige Wendy, die allzu gerne vor den Anforderungen des Erwachsenwerdens flieht. Natürlich mit Peters Hilfe.

Das Spiel der 25 Jugendlichen auf der Probebühne I der Fabrik Heeder beginnt ganz im Hier und Jetzt. Alle präsentieren sich als Getriebene, die zwischen Arbeiten und Shoppen keinen Platz für ihre Identität finden. Als dann Wendys Training für ein Bewerbungsgespräch als Verkäuferin nicht zufriedenstellend ausfällt, kommt ihr Peter gerade recht.

Der heißt hier allerdings Peter Punk. Im Niemalsland (nicht Nimmerland), wohin er Wendy und ihre Geschwister Jenny und Micky mitnimmt, ist er Boss der Lost Punks, nicht der verlorenen Jungs. Auch die Indianer der Tiger Lily mutieren unter der Regie von Theaterpädagogin Caroline Nöding - und zwar zu Hippies.

Und so hört man auf einmal 20 und 30 Jahre alte Sprüche, die ihre Frische schon lange eingebüßt haben, und fragt sich, warum die sympathischen Jugendlichen in die Jugend ihrer Eltern fliehen mussten.

Kurzweilig bleiben die Auseinandersetzungen der Punks - "Macht kaputt, was euch kaputt macht" - mit den Hippies auf dem "Antikriegspfad" trotzdem. Das liegt auch an den Choreografien von Alla Bondarewskaya. Mal gibt’s einen Pas de deux, dann ein Solo, am Schluss darf das Ensemble zu zeitgenössischem HipHop abtanzen.

Hauptgegner aller ist Kapitän Hook, der mit seinen Piraten die böse Business-Welt repräsentiert - aber der wird am Ende ja von Peter Pan besiegt. Auch Wendy zieht den Kürzeren, aber nicht gegen die Elfe Tink (Tinkerbell im Original), die ihr mit Eifersüchteleien das Leben schwer macht. Gegen die Unbekümmertheit Peters, der noch nicht einmal weiß, was ein Kuss ist, kann ihre Verliebtheit nichts ausrichten. Da fällt die Rückkehr ins richtige Leben leicht.

Die Inszenierung hat ein paar Längen, auch ein wenig Sprechtraining hätte man manchen Akteuren gewünscht. Die Spielfreude des Ensembles macht jedoch so manches wett. Am Ende gibt es herzlichen Applaus.

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