Pax Christi: Fließende Wörter und Lichtspuren

Wolfgang Vetten stellt bis 6. Juli aus: Mit vier Arbeiten tritt er mit der bestehenden Sammlung und dem Kirchenraum in einen Dialog.

Pax Christi: Fließende Wörter und Lichtspuren
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Nur wenn die Sonne durch das Fenster scheint, sind die Schriftzüge am Boden erkennbar. Diese geheimnisvollen „Lichtspuren“ sind Teil einer eindrucksvollen Ausstellung, die derzeit in Pax Christi zu sehen sind. Bereits vor einem Jahr hat die Künstlerin Maria Lehnen hier ihre Arbeiten für eine begrenzte Zeit in dem Kirchenraum integriert, in dem bereits eine ständige Sammlung außergewöhnlicher Kunstwerke ihren dauerhaften Ort gefunden hat.

Als zweiter Künstler dieser neuen Reihe hat jetzt Wolfgang Vetten die Herausforderung angenommen, mit diesem und für diesen besonderen Ort eine Ausstellung zu schaffen. Mit vier unterschiedlich platzierten Arbeiten ist es ihm wunderbar gelungen, mit der bestehenden Sammlung und den Räumlichkeiten in einen Dialog zu treten.

Seine Werke, die oft Text und Schrift zum Thema haben, eignen sich geradezu ideal für eine Kirche. Bereits in der Vorhalle empfangen den Besucher „fließende Wörter“, die auf Stoffstreifen geschrieben, von der Decke herabhängen. Nicht die Lesbarkeit der Worte, sondern mehr eine Rätselhaftigkeit der Zeichen steht dabei im Vordergrund.

Mit ihrer Transparenz und Leichtigkeit stimmen sie den Besucher auch auf die Bedeutung des Ortes als Kirche ein. Im zentralen Altarraum befindet sich der ebenfalls aus beweglichen Stoffstreifen bestehende „wortspeicher“, auf dem tatsächlich Lesbares zu finden ist. Der Künstler hat dafür Menschen nach Wörtern gefragt, die ihnen besonders wichtig sind, und hat diese mit kunstvollen Schriftzügen aufgetragen.

Das Lesen erfordert Langsamkeit und Konzentration und gerade an einem Ort, wo über Worte verkündet wird, ist diese Form der Darstellung sehr überzeugend.

In den anderen beiden Arbeiten spielt das Licht eine wichtige Rolle. Auf einer transparenten Folie an der Ostseite bilden rote Linien eine stimmungsvolle Lichtmalerei, die auf das Thema Licht und Finsternis der Schöpfungsgeschichte anspielen.

Ein anderer biblischer Text, nämlich über die Sintflut, bildet die Grundlage für die eingangs erwähnte Arbeit. „die große flut“ heißt die Installation, die auf einem mehrteiligen Fenster in der Taufkapelle zu finden ist. Vetten hat dafür auf das Glas Schlemmkreide aufgebracht und in diese dann die biblischen Zitate eingeritzt.

Je nach Lichteinfall spiegeln sich die Schriftzüge in unterschiedlicher Stärke auf dem Boden oder verblassen ganz. Abhängig vom natürlichen Licht und daher nicht vom Menschen beeinflussbar gelingt dem Künstler hier das in seiner Dichte eindrucksvollste Werk.

Zusammen mit den übrigen Arbeiten entsteht ein sensibles Gefüge, das sich sowohl in den Ort einfügt als auch neue Impulse auszulösen vermag (geöffnet So. 10-13 Uhr; Mo. und Mi. 16-17 Uhr; Do. und Fr. 10-12 Uhr; bis 6. Juli).

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