Otto Pankok: Gesichter, die im Gedächtnis bleiben

Otto Pankok porträtierte in den 30er-Jahren Sinti-Familien in Düsseldorf. Die Zeitdokumente sind im Südbahnhof zu sehen.

Krefeld. Es sind Gesichter, die einem im Gedächtnis bleiben. In unzähligen Zeichnungen und Bildern hat der expressionistische Maler Otto Pankok in Düsseldorf lebende Sinti-Familien porträtiert. Ab 1931 pflegte der Künstler enge Kontakte zu der „wilden Siedlung“ im Düsseldorfer Heinefeld, wo er ein Atelier hatte.

Fernab von jeglicher „Zigeunerromantik“ schildern seine Bilder eindrucksvoll das alltägliche Leben dieser Menschen kurz vor ihrer systematischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten. So sind sie bis heute neben dem künstlerischen Aspekt auch wertvolle Zeitdokumente. In diesem Zusammenhang kann man sie jetzt in der Ausstellung „Ach Freunde, wohin seid ihr verweht?“ im Südbahnhof sehen, die zum Tag des Denkmals am Sonntag, 8. September, um 11 Uhr eröffnet wird.

In Zusammenarbeit von Werkhaus und NS-Dokumentationsstätte hat man die bereits 1993 in Düsseldorf gezeigte Ausstellung jetzt nach Krefeld geholt. Damals war der 100. Geburtstag von Otto Pankok der Anlass. Ingrid Schupetta, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, betont, dass die aus 30 großen Bild und Text-Tafeln bestehende Schau an Aktualität nichts verloren habe. „Es haben sich seitdem keine neuen Erkenntnisse ergeben“ sagt sie.

Bei Recherchen über die Situation von Krefelder Sinti-Familien ist Schupetta auf die von Frank Sparing konzipierte Ausstellung gestoßen. „Otto Pankok war eine Ausnahmeerscheinung und ein Einzelfall aus dem künstlerisch-intellektuellen Bereich“, betont Sparing, der zur Eröffnung über das Verhältnis des Künstlers zu den Sinti-Familien berichten wird.

Otto Pankok arbeitete deren Porträts auch 1934 in seinen großen Zyklus „Passion“ ein — und provozierte damit die Nationalsozialisten. Er bekam Ausstellungsverbot und setzte sich trotzdem immer wieder für die verfolgten Menschen ein. Seine Bilder überdauerten den Krieg und bereits 1947, als er gerade Professor der Düsseldorfer Kunstakademie geworden war, stellte er die sogenannten Zigeunerbilder in der Kunsthalle aus. Zugleich engagierte er sich leidenschaftlich für eine angemessene Entschädigung der wenigen Überlebenden.

Leider gibt es keine Bilder Pankoks im Original zu sehen. Die mit vielen Informationen angereicherten Schwarzweiß-Tafeln sind in heutiger Zeit eine etwas spröde Form der künstlerischen Vermittlung.

Doch zugleich mit der Ausstellung startet ein umfangreiches Rahmenprogramm des Werkhaus-Projekts „Denk_mal im Kopf“. Vorträge, Filme und Aktionen werfen einen aktuellen Blick auf die Themen Andersartigkeit und Fremdsein.

Das komplette Programm finden Interessierte unter

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