Niederrheinischer Literaturpreis 2011 an Sascha Reh

Krefeld. Sascha Reh bekommt für sein Romandebüt „Falscher Frühling“ den Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld 2011 verliehen. Die Jury des Preises zeigte sich überzeugt vom hohen erzählerischen Niveau, von der Reflexionstiefe und der artifiziellen Komposition des Romans, der gleichwohl einen eingängigen Ton anschlägt.

Eltern-Kind-Dramen der Wirklichkeit und Familiendramen des Theaters sind in diesem Roman einschmiegsam miteinander verflochten und reflektieren einander. Der gebürtige Duisburger Sascha Reh lässt spüren, dass mit ihm ein Psychologe und Therapeut auf der Grundlage fundierten Wissens und beruflicher Erfahrungen schreibt. Der perfekte Aufbau und die stilistischen Variationen, mit denen die verschiedenen Figuren charakterisiert werden, nehmen sich aus wie ein sehr gut gearbeitetes, komplexes Stück Musik, das wie ein leichter Ohrwurm daherkommt. Sascha Reh arbeitet mit seinem ungemein welthaltigen Roman die widerspruchsstrotzende, prekäre Situation von Familien am Anfang des 21. Jahrhundert auf, aber auch die Dilemmata der Theaterwelt und deren Wurzeln in den 70er- und 80er- Jahren.

Sascha Reh, 1974 in Duisburg geboren, hat Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft in Bochum und in Wien studiert. Er lebt mit seiner Familie seit 2008 in Berlin. Für seine Erzählungen „Tief stehen“ und „Das System Schablonski“ wurde er 2004 und 2008 mit dem Förderpreis zum Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet, 2005 mit dem Literaturpreis Prenzlauer Berg. 2007 erhielt er ein LCB-Stipendium, 2009 ein Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Lukas/Arenshoop. Derzeit arbeitet Reh an seinem zweiten Roman, der das Auseinanderbrechen einer Bankiersfamilie in der Zeit nach der Finanzkrise behandelt.

Der Niederrheinische Literaturpreis der Stadt Krefeld wird seit 1992 vergeben. Die bisherigen Preisträger sind: 1992 Andreas Mand, 1993 Hubert Schirneck, 1994 Herbert Genzmer, 1995 Professor Dr. Werner Ross, 1996 Herbert Sleegers, 1997 Robert Steegers, 1998 Gisbert Haefs, 1999 Christoph Peters, 2000 Elke Schmitter, 2001 Ulrich Peltzer, 2002 Dieter Wellershoff, 2003 Anja Lundholm, Reinhard Kaiser, 2004 Burkhard Spinnen, 2005 Dieter Forte, 2006 Paul Ingendaay, 2007 Norbert Hummelt, 2008 Martin Heckmanns, 2009 Markus Orths, 2010 Dr. Reinhard Feinendegen, Dr. Hans Vogt.

Der Niederrheinische Literaturpreis der Stadt Krefeld ist mit 10.000 Euro dotiert. Oberbürgermeister Gregor Kathstede wird Reh den Preis am 11. Dezember 2011 in der Krefelder Mediothek überreichen. Der Jury, die sich einstimmig für Sascha Reh entschied, gehören an: die Verlegerin Dr. Renate Birkenhauer, der Schriftsteller Peter Klusen, der Literaturkritiker Jens Dirksen, die Literaturwissenschaftlerin Waltraud Fröchte und — als „geborenes“ Mitglied — der Krefelder Kulturdezernent Roland Schiffer.

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