Niederrheinische Sinfoniker Sinfoniker streamen zwei Konzerte

Krefeld · Niederrheinische Sinfoniker gehen online. Das Kinderkonzert wird kostenlos online gestellt. Das dritte Sinfoniekonzert gibt es als Bezahl-Angebot mit vollem Programm.

 Geigerin Lara Boschkor ist Solistin im Stream der Niederrheinischen Sinfoniker.

Geigerin Lara Boschkor ist Solistin im Stream der Niederrheinischen Sinfoniker.

Foto: Fabian Stuertz

Als es vor einigen Wochen seitens der Niederrheinischer Sinfoniker hieß, dass man das kommende Sinfoniekonzert auf jeden Fall spielen wolle, war zumindest vermutbar, dass dies auch heißen könnte – es war sogar wahrscheinlich –, dass es sich dabei um ein Stream oder ein Video handeln muss. Denn die aktuelle Lage schien sich weniger zu entspannen, als stetig zu verschärfen; wobei wir an dieser Stelle uns gar nicht anmaßen möchten hierzu ein fundiertes Urteil abzugeben. Dies müssen an anderer Stelle andere Menschen tun. Nun ist aber die Lage so, wie sie ist und Konzerte mit Publikum in einem Konzertsaal, in unserem Fall in Krefeld das Seidenweberhaus, sind nicht möglich.

3. Sinfoniekonzert ab dem
17. Dezember als Video abrufbar

Aber die Niederrheinischen Sinfoniker wollen für ihr Publikum – zumindest auf mittelbare Weise – auch im Lockdown erlebbar sein. „Um allen Musikfreunden dennoch die Möglichkeit zu Klassikgenuss mit ‚ihrem‘ Orchester zu geben, stellt das Orchester erstmals dieses Sinfoniekonzert online zur Verfügung“, erklärt die Konzertdramaturgin der Sinfoniker, Eva Ziegelhöfer, in einem Statement. Und dabei geht es um das eigentlich für diese Tage geplante dritte Sinfoniekonzert mit dem Gastdirigenten Markus L. Frank, Generalmusikdirektor der Anhaltischen Philharmonie in Dessau, und der jungen Violinistin Lara Boschkor.

Zu sehen ist der Konzertmitschnitt ab Donnerstag, 17. Dezember um 20 Uhr für drei Monate über ein Niederländisches Streamingportal. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um einen Live-Stream, wie seinerzeit bei der Rusalka-Premiere am Theater Krefeld, sondern eher um ein Konzert-Video, das vorproduziert wird und für das Publikum abrufbar ist. Allerdings nicht kostenlos. Womit man gewiss auch ein Signal setzen möchte; denn der Notmodus, in dem Kultur und Konzertleben sich derzeit durch die Zwangslage befinden, darf schlussendlich nicht dazu führen, dass der auch finanzielle Aspekt des „Wertes“ von Kultur vernachlässigt wird. Nur weil Musik auf Stream und Co. ausweichen muss, darf es nicht dazu kommen, dass alles – vor allem aktuell liebevoll gestaltete Konzerte und Programme, die speziell für die jetzige Zeit produziert werden – kostenlos in den Äther geblasen werden.

„Um das Konzert ansehen zu können, ist nur eine kurze Registrierung auf dieser Plattform nötig“, erklären die Sinfoniker. Anschließend erwirbt man für einen Mindestbeitrag von 5 Euro, so heißt es, „einen Zugangscode für den Stream und kann es dann während der drei Monate so oft ansehen, wie man will.“ Wichtig zu wissen, für diejenigen, die bereits eine Karte für das Konzert erworben hatten; sie werden gebeten, sich an die Theaterkasse oder den Besucherservice zu wenden. Das Programmheft des Abends und eine technische Anleitung, für die, die unsicher sind, wie das Streamen und Anmelden funktioniert, wird online auf der Website der Sinfoniker zur Verfügung gestellt.

Programmatisch wird bei dem Konzert das Gleiche geboten, was auch schon für das reale Live-konzert geplant war. Zunächst interpretieren die Niederrheinischen Sinfoniker gemeinsam mit Solistin Boschkor Niccolò Paganinis zweites Violinkonzert h-Moll Op. 7. Jenes das den Beinamen: „La Campanella“ trägt. Dann wird es zudem noch lebensbejahend, von südlichen Inspirationen geküsst, mit Mendelssohns „Evergreen“ – seiner „Italienischen“. Die 4. Sinfonie A-Dur Op. 90 wird ebenfalls, wie zuvor auch das Konzertstück des „Abends“, unter der Leitung von Markus L. Frank erklingen. Der Dirigent sei, erzählte uns Ziegelhöfer in einem Telefonat am Freitag, schon voller Vorfreude angereist, um mit den Sinfonikern dieses Konzert realisieren zu können.

Das gehört übrigens auch zu dieser Zeit: Dass gerade Dirigenten, die ohne Orchester schwerlich ihre Energien entladen können, in ihrer künstlerischen Arbeit mehr als ausgebremst werden. Denn immerhin ein Musiker kann notfalls noch zu Hause spielen und üben. Dirigenten leben erst wirklich auf, wenn sie mit einem Ensemble proben und schließlich ein Konzert lebendig werden lassen können.

Kinderkonzert wird ab dem
20. Dezember auf Youtube gestellt

Es gibt aber noch einen weiteren Stream anzukündigen. Dieser allerdings findet kostenlos seinen Platz im Internet – denn es geht um etwas, was niederschwellig passieren muss und dem Orchester wie dem ganzen Haus sehr am Herzen liegt: Kinderkonzerte.

Denn nicht nur das dritte Sinfoniekonzert musste ausfallen, auch das Kinderkonzert fiel dem Lockdown zum Opfer. Ab dem 4. Advent (Sonntag, 20. Dezember) ist ab 10.30 Uhr auf dem Youtube-Kanal des Theaters Krefeld Mönchengladbach das 2. Kinderkonzert der Saison als Videomitschnitt zu sehen. Dann liest Konzert-Kobold Kiko, wie immer herrlich verkörpert durch Schauspielerin Paula Emmrich, das spannende Märchen „Der Mistkäfer“ vor. Die Niederrheinischen Sinfoniker spielen dazu eine besondere Vertonung – „Orchestermärchen von Andreas N. Tarkmann nach Hans Christian Andersen“. Dieses Konzert wird geleitet von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson.

Auch, wenn Streaming nie ein Ersatz sein wird. Schön, dass es das zumindest geben kann.

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