Niederrheinische Sinfoniker: Klezmer und Klassik — ein spannender Mix

Krefeld. So gern das Etikett „spannend“ vergeben wird, bei dem zweiten Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker passt es. Ein ungewöhnliches und dazu auch noch exzellentes Programm boten die Musiker am Freitag im Seidenweberhaus.

Im „Symphonic Klezmer“ lag der Grund für das nicht alltägliche Konzert: ein Klezmer Trio gemeinsam mit einem Sinfonieorchester.

In der Konzerteinführung wies Generalmusikdirektor Mihkel Kütson schon auf die besondere Situation hin, dass das David Orlowsky Trio — David Orlowsky (Klarinette), Jens-Uwe Popp (Gitarre) und Florian Dohrmann (Kontrabass) — „hier noch fünfzig Mann hinter sich“ habe. Eine Klarinette hat keine Mühe, sich in diesem Umfeld zu behaupten, doch eine Gitarre? „Wir wollen die zarten Töne nicht ganz begraben“, beruhigte Kütson das Publikum, „wir geben ein kleines bisschen Verstärkung.“ Und schilderte die Herausforderung für das Orchester, sich mit den ungewohnten Rhythmen der Klezmermusik zu arrangieren.

Keine Frage, das ist den „fünfzig Mann“ hervorragend gelungen. Im ersten Stück, einer Komposition von Orlowsky konnten sie sich noch einhören. Beim zweiten Werk, „Satin“ von Jens-Uwe Popp, schlichen sich die Streicher unmerklich an das Trio heran und boten ihm einen feinen Klangteppich. Das stark rhythmische Stück mit allen Wechseln wurde so fein abgestimmt, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass ein Klezmer-Trio und ein Sinfonieorchester gemeinsam spielen. Das Publikum ging begeistert mit.

Einen harten Kontrast stellt der zweite Teil des Konzertabends dar. Auch er steht unter dem Motto jüdischer Musik, doch nun mit einem Werk, das der Bezeichnung „ernster“ Musik alle Ehre macht. Die Niederrheinischen Sinfoniker spielen die Sinfonie Nr. 1 „Jeremiah“ von Leonard Bernstein. Düster, voluminös, hoch dramatisch.

Manche Elemente jüdischer Musik sind in den dunklen Klangbildern enthalten. Eine Steigerung bietet der dritte Satz mit den gesungenen Wehklagen. Eva Vogel interpretiert den hebräischen Text ausdrucksstark mit ihrem dramatischen Mezzosopran und davon ergriffen herrscht nach dem unter die Haut gehenden Vortrag erst einmal Stille im Saal, bis sich das Publikum für dieses eindrucksvolle Konzert bedanken kann.

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