Neustart in der Alten Post

Der Verein Kunst und Krefeld wagt einen Probelauf im neuen Quartier. Ab Sonntag sind Werke von Hans Joachim Albrecht zu sehen.

Krefeld. Die Fenster sind geputzt, die Böden gründlich gereinigt: In der Schalterhalle der Alten Post an der Steinstraße sind der Staub und Schmutz der vergangenen zehn Jahre verschwunden. Ab Sonntag wird dort erstmals wieder eine Ausstellung stattfinden: Der Verein Kunst und Krefeld zeigt Skulpturen von Hans Joachim Albrecht.

Die Schau ist eine Art Probelauf für das, was künftig in dem ehrwürdigen Buschhüter-Haus passieren soll. Wie berichtet, will der Verein der Stadt die Schalterhalle abkaufen und dort Ausstellungsräume, eine Geschäftsstelle und eine Bibliothek einrichten. Rund 150 000 Euro will Kunst und Krefeld investieren.

Im Moment sei man in einer „Phase des Verharrens, Abwartens und Hoffens“, sagt der Vorsitzende Christoph Tölke. Bei verschiedenen Stiftungen hat der Verein Anträge auf Förderung gestellt, auch private Spenden stehen in Aussicht. „Im Dezember wissen wir mehr“, sagt Tölke. Dann können die unterschriftsreifen Kaufverträge hoffentlich geschlossen werden.

Einstweilen darf der Verein die Räume schon für eine erste Ausstellung nutzen: „Wir wollen damit zeigen, dass wir noch am Leben sind“, erklärt Tölke. Fast zwei Jahre lang war Kunst und Krefeld von der Bildfläche verschwunden — und das nach einer Phase, in der es mehrere beachtenswerte Schauen in den Räumen an der Girmesgath gegeben hatte. In den Ausstellungen erforschte Kunst und Krefeld seinerzeit die Tradition Krefelder Glaskunst, zeigte aber auch zeitgenössische Fotoarbeiten.

Ende 2011 war dann sehr plötzlich Schluss. Mitten im Winter drehte der Vermieter dem Verein die Heizung ab — ein deutliches Zeichen, dass Kunst und Krefeld auf dem ehemaligen Verseidag-Gelände nicht mehr erwünscht war. Die „Belastungsprobe“, die Tölke damals prophezeite, scheint der Verein jedoch gut überstanden zu haben.

Ein besserer Neustart als dieser ist jedenfalls kaum vorstellbar. Hans Joachim Albrecht, der im Juni seinen 75. Geburtstag mit zwei Ausstellungen in seiner alten Heimat Masuren gefeiert hatte, zeigt seine Schaffenskraft nun in jener Stadt, deren Kunstszene er seit Jahrzehnten mit prägt. „Unverkennbar — unverzichtbar“ lautet der Titel der Schau, der, wie Tölke zugibt, „im ersten Moment ein wenig anmaßend klingt“. Doch zu sehen sind Arbeiten, die Albrecht selbst seiner Stiftung übertragen hat, um sie der Nachwelt zu erhalten: „Es ist sein Kernwerk.“

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