Neue Bilder zu alten Büchern

Der Künstler Gerhard Mevissen lässt sich von alten Bänden und Handschriften zu modernen Kunstwerken inspirieren.

Krefeld. Es geht um die Schlacht an der Hückelsmay, um Thomas von Kempen oder um die Beerdigung eines Priesters. Aber es geht auch um Schicksale, Vergänglichkeit, Geschichte, Buch- und Schriftkultur. Der aus Heinsberg stammende Künstler Gerhard Mevissen lässt sich von alten Büchern und Handschriften zu modernen Bildern inspirieren. Beides ist nun in einer Ausstellung in der Burg Linn zu sehen.

„Zeitheftungen — Buchorte II“ lautet der Titel. Mal liegen Neu und Alt direkt nebeneinander in einer Vitrine, mal hängen die Bilder an der Wand des Rittersaals oder lehnen in einer Fensternische. Ein reizvoller Kontrast. Zumal die Bilder und Zeichnungen sich zurückhaltend geben, erdige Töne sowie Grau und Schwarz dominieren. Sie stehlen den alten Schätzen nicht die Schau.

Wer allerdings die Gedanken des Künstlers nachvollziehen will, sollte sich für das Wandern durch die zwei Etagen ein wenig Zeit nehmen. Erstens gibt es Einiges zu lesen, zweitens ist die Art, wie Mevissen sich von den alten Bänden inspirieren lässt, sehr unterschiedlich. Das kann über das Aussehen, den Zustand von Einbänden bis zur Person des Autors oder den Inhalten gehen. Die ausliegenden Begleittexte helfen, diese Gedanken nachzuvollziehen.

Und immer gibt es auch eine Verbindung zum jeweiligen Ort. Begonnen hat der Künstler das Projekt in der Diözesan- und Dombibliothek Köln. Dort fand auch die erste Ausstellung mit der Römisch Eins statt. Weitere Stationen sind geplant: Hildesheim und die Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar,

In der Krefelder Ausstellung machen die Bücher aus der Kölner Bibliothek nur noch 30 Prozent aus. Der Rest stammt aus den Beständen des Linner Museums sowie des Sammlers Ralf-Günter Stefan, der den Besuchern noch von der Hexenausstellung bekannt sein dürfte.

Die Auseinandersetzung mit den Büchern sei ein langer meditativer Prozess. In Köln hat man ihn mit den Schätzen stundenlang in den Tresor eingeschlossen. Er hat Notizen, Skizzen gemacht und sie dann später im Atelier verarbeitet. Für ihn sind die Bücher Spiegelbilder für Menschen. Das Schicksal, das sie ereilt, trifft auch die Leser, sagt Mevissen und zitiert Heinrich Heine: „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“

Wichtig sind Mevissen aber auch die Orte — so wie in Krefeld die Linner Burg. Besonders die beiden Kapellen (siehe Kasten) haben es ihm angetan. Dort beschäftigt er sich entsprechend mit kirchlichen Themen wie Psaltern oder einer Priesterbeerdigung und deren Symbolik.

„Zeitheftungen — Buchorte II“, Museum Burg Linn, Rittersaal, 31. Juli bis 11. September, dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr.

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