Musical-Projekt: Junge Schauspieler entdecken ihre Berufung

Das Mammutprojekt „Joseph And The Amazing Technicolor“ hat am Dienstag Premiere.

Krefeld. Das Alte Testament ist voller Geschichten über Verrat und Missgunst. Auch der junge Joseph, der die Gabe hat, Träume zu deuten, wird Opfer einer bösen familiären Intrige: Weil sein Vater ihm — seinem Lieblingssohn — einen wunderschönen Mantel schenkt, wird er von seinen elf Brüdern kurzerhand an einen ägyptischen Sklavenhändler verscherbelt.

Jennifer Azanledji kennt das Gefühl, neidisch auf die eigenen Geschwister zu sein: „Ich habe drei jüngere Brüder und denen erlauben unsere Eltern viel mehr als mir“, sagt sie. „Das macht mich manchmal echt rasend.“

Die 17-Jährige spielt Dan, einen der eifersüchtigen Brüder, in dem Musical „Joseph And The Amazing Technicolor Dreamcoat“. Gemeinsam mit rund 75 anderen Kindern und Jugendlichen wird sie am Dienstag das erste Mal auf der großen Bühne des Stadttheaters stehen.

Die Aufregung ist den Nachwuchsschauspielern des Theater-Jugendclubs so kurz vor der Premiere nicht anzusehen. „Je näher der große Tag rückt, desto nervöser werden wir aber“, gibt Michael Beulertz (16) zu, der die Rolle des Bruders Juda übernommen hat.

Seit anderthalb Jahren sind einige der Darsteller an dem Mammutprojekt beteiligt. Komplett sind sie aber erst seit Februar. Vor allem die Jungen waren am Anfang in der absoluten Minderheit. „Mit jeder Probe ist der Zusammenhalt zwischen uns gewachsen“, berichtet Nico Musebrink, der Levi-Darsteller. „Es sind Freundschaften entstanden, die das Musical garantiert überdauern werden.“

Einige der jungen Schauspieler haben im Jugendclub nicht nur schlummernde Talente geweckt, sondern auch ihre Berufung gefunden: Da ist der 20-jährige Abiturient Latif Alay, den die Joseph-Rolle dazu ermutigt hat, doch nicht wie geplant Jura zu studieren. „Ich werde mich an der Folkwang-Universität der Künste bewerben, wo ich bereits Gesangsstunden nehme“, verrät er. „Vorher hätte ich das noch nicht einmal in Erwägung gezogen.“

Auch in Oliver Jesberger, auf der Bühne als Issachar zu sehen, ist der Wunsch gereift, weiterzumachen. „Vorher habe ich das Theater immer so in den Himmel gehoben“, berichtet er. „Jetzt weiß ich, wie es hinter den Kulissen läuft und das hat mir ein wenig die Ehrfurcht davor genommen.“

Luca Recker, der den Gad und die Zweitbesetzung von Ruben spielt, wird sich nächstes Jahr an der Musicalschule von Stage Entertainment bewerben. „,Joseph’ hat mir dafür den Weg geebnet“, sagt er. „Ich habe wirklich jede Menge gelernt hier. Und alleine die Erfahrung, vor 800 Leuten auf der Bühne zu stehen, ist für uns alle unbezahlbar — und wird bestimmt unvergesslich bleiben.“

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