Kultur in Zeiten von Corona „Mein Schreibtisch ist so aufgeräumt wie sonst nur vor den Sommerferien“

Krefeld · Wie gehen die Museen mit der Zwangsschließung um? Über diese Frage haben wir uns mit Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn, unterhalten.

 Museumsleitern Jennifer Morscheiser an einer Vitrine im Museum.

Museumsleitern Jennifer Morscheiser an einer Vitrine im Museum.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

eit dem 16. März sind öffentliche Einrichtungen bis zunächst 19. April wegen der Corona-Krise geschlossen. Dazu zählen auch die Museen der Stadt Krefeld. Wie gehen die Mitarbeiter damit um? Über diese Frage haben wir mit Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn, gesprochen.

Was machen eine Museumsleiterin und ihr Team in Zeiten, in denen die Museen geschlossen bleiben müssen?

Jennifer Morscheiser: Konzeptionelle Arbeiten für geplante Ausstellungen und Veranstaltungsformate. Außerdem Aufräum- und Sortierarbeiten.

Können Sie dafür einige Beispiele nennen?

Morscheiser: Wir setzen uns gerade mit Brandschutzkonzepten für geplante Veranstaltungen wie Crossover Burg Linn 2021 oder die Kulturhochburg im September 2020 auseinander, wo wir hoffentlich an neun Abenden verschiedenene Veranstaltungen zwischen Musik, Theater und Film zeigen können.

Und welche Ausstellungen stehen wann bevor?

Morscheiser: Unsere nächste Ausstellungseröffnung ist am 29. November „Sport
Stat(d)t Kultur“ in Kooperation mit dem Stadtsportbund, der dieses Jahr 100 Jahre wird. Darin erzählen wir Sportgeschichte(n) aus Krefeld.

An welchen Stellen wird gerade aufgeräumt?

Morscheiser: Vom Büro der Museumsleiterin, den Lagern des Shops bis in die Depots hinein. Überall ist großer Frühjahrsputz, für den sonst nie Zeit ist. Mein Schreibtisch ist so aufgeräumt wie sonst nur vor den Sommerferien.

Welche Planungen gibt es für die laufenden Ausstellungen, die derzeit nicht besucht werden können?

Morscheiser: Es laufen Umsetzungen für Schulklassen, damit wir bis zu den Sommerferien in die Schulen gehen können, wenn diese schon nicht zu uns kommen dürfen.

Wie könnte eine solche Umsetzung aussehen?

Morscheiser: Wir denken über Koffer nach, mit denen man auch Originale in die Schulen bringen kann. Das ist aber noch nicht zu Ende gedacht, und wir sind gerade auch in Kontakt mit Schulen, was da sinnvoll sein könnte.

Also eine Art Wanderausstellung?

Morscheiser: Nein, eher nicht, es sollte lehrplanbezogen sein.

Wäre es auch möglich, laufende Ausstellungen wie „Abenteuer Großgrabung“ oder „Von der Lochkarte in die Cloud“ zu verlängern, falls die Zwangs-Schließung verlängert werden müsste?

Morscheiser: Lochkarte und Märchenausstellung auf alle Fälle. Die Großgrabung wird vermutlich eng, da wir die Fläche für die Sportausstellung brauchen.

Traut man sich aktuell überhaupt, irgend etwas zu planen?

Morscheiser: Ja, wir sind wie immer mutig und denken als Archäologen in langen Zeiträumen.

Wie viele Mitarbeiter sind im Museum Burg Linn aktuell beschäftigt?

Morscheiser: Wir haben 20 Vollzeitstellen, verteilt auf 30 hauptamtliche Mitarbeiter, die jetzt zum Teil im Home-Office, zum Teil aber auch bei genannten Arbeiten im Haus unterwegs sind. Dazu kommen noch etwa 40 ehrenamtliche Mitarbeiter, die uns derzeit auch über Ideen, Bastelangebote unterstützen, weil die Tätigkeit vor Ort so nicht mehr stattfinden kann. Schwierig ist es für unsere freien Mitarbeiter, 15 Personen, deren Angebote in der Museumspädagogik und bei den Kindergeburtstagen vollständig weggebrochen sind.

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