Möbel und ihre Persönlichkeit

Jin-Sook Chun präsentiert Bilder von Sofa, Stuhl und Sessel in der Friedenskirche.

Krefeld. Auf diesem Sessel möchte man Platz nehmen. Weich gepolstert und mit einem Blumenmuster bezogen wirkt er auf nette Weise altmodisch. „Ein richtiger Oma-Sessel“ sagt die Künstlerin Jin-Sook Chun dazu. Sie hat die bequeme Sitzgelegenheit gemalt oder genauer gesagt porträtiert.

Denn für die aus Süd-Korea stammende Künstlerin erzählen Möbel genauso ihre Geschichte wie Menschen. „Stühle haben für mich eine Persönlichkeit wie Menschen“ sagt die 41-jährige Malerin, die an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat und jetzt in Köln lebt.

In ihrer Ausstellung „Tales of the Absents“, die derzeit in der Friedenskirche zu sehen ist, verbindet sie Möbelbilder und Menschenbilder zu einer einfühlsamen Gesamtschau. Gedämpfte Farben und transparente Schichten kennzeichnen die Arbeiten, die allein schon durch die Maltechnik die Blicke auf sich ziehen.

Jin-Sook Chun malt mit Pigmenten, die sie auf unterschiedlich grundierten Leinwänden aufträgt. Eine weiße Grundierung führt zu einer intensiveren Leuchtkraft der Farben, während eine transparente Unterschicht die Farben gedämpfter und auch stofflicher erscheinen lässt.

Die Geschichten, die sie schildern, sind nicht konkret, sondern entstehen eher im Kopf des Betrachters. So erzählt das rote, etwas verspielte Sofa vermutlich etwas anderes als der eher nüchterne braune Holzstuhl. Während das Möbelstück das zentrale Sujet ist, deutet die Künstlerin den umgebenden Raum dagegen meist nur an. Es bleiben wenig konkrete Orte, die meist in diffuses Licht getaucht sind und Dingen eine geheimnisvolle Aura verleihen.

Ein Geheimnis umgibt auch die Menschen, die Jin-Soon Chun oft von hinten zeigt. Ein Mann sitzt scheinbar in Gedanken verloren auf einem Bett, ein Kind ist ganz auf sein Spiel konzentriert. Kinder sind ein beliebtes Motiv der Künstlerin, die sie gerne auch in Beziehung zu einer erwachsenen Personen zeigt.

Das Bild einer Frau, die ihr Kind im Arm hält, wird so zum Ausdruck eines ganz innigen Moments, an dem der Betrachter als stiller Beobachter teilhaben darf. Dass die Künstlerin dabei nie in die Nähe von Kitsch gerät, macht ihre Arbeiten auch insgesamt so sehenswert.

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