Mit Theodor Pelster auf Zeitreise

„Und wie war’s?“ fragt sich der 79-Jährige in seinem neuen Buch. Der ehemalige Lehrer blickt zurück auf seine Schulzeit und die damaligen Erziehungsmethoden. Aber auch ein wenig Stadtgeschichte liefert er.

Mit Theodor Pelster auf Zeitreise
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Der Krefelder Philologe Theodor Pelster hat jetzt ein neues Buch vorgelegt. In „Und wie war’s — Schulwege?“ erinnert er sich an viele Jahre des Lernens und Lehrens.

Anlass für seine Rückbesinnung auf seine Zeit als Schüler und Student, als Lehrer und als Verfasser pädagogischer Schriften ist das regelmäßige Treffen mit seinen Mitabiturienten. Dort schwelgt man in Erinnerungen und neigt zu einem „Früher war alles besser“.

Aber genau diese Sentimentalität nimmt Pelster zum Ausgangspunkt einer kritischen Nachfrage. Denn er wurde als Schüler mit dem Rohrstock gezüchtigt und durfte es nicht wagen, die Hierarchien in Frage zu stellen. Und er machte Erfahrungen, die ihn dazu bewogen, es mit seinen Schülern anders zu machen.

Noch heute erinnert sich Pelster an sein erstes „Mangelhaft“, zog seine Schlüsse daraus: „Mir ist erst später klar geworden, dass die Note unter einer Klassenarbeit nicht nur ein Sachurteil ist, sondern auch ein existenzielles — ein Urteil über den weiteren Lebensweg, über Lebenschancen überhaupt.“

Von dieser Einsicht profitierten seine Schüler: Pelster, geboren 1937, unterrichtete von 1965 bis 2001 am Fichte-Gymnasium. Die Erzählung seines Lebens ist chronologisch, manche erklärende Einschübe springen zeitlich und räumlich in andere Bereiche.

Den Erinnerungen an die Volksschule und das Gymnasium folgen die Studentenzeit, dann seine Berufsjahre und die Zeit des Ruhestands. Er studierte in Bonn Germanistik, Geschichte, Philosophie und Sport, promovierte über „Stil der politischen Rede im Westen und Osten Deutschlands“.

Viele Notizen, Lehrerkalender, Reden, Manuskripte hat er aufbewahrt und damit seine Erinnerungen gestützt. Dadurch ist sein Buch zugleich ein Blick auf die sich wandelnde Gesellschaft, auf die sich ändernden Umgangsformen und Strukturen. Der Leser erfährt zum Beispiel Einzelheiten aus der Stadtgeschichte: welches Café das Fichte-Kollegium zum Ende des Schuljahres aufsuchte, welche Kleidung ein Lehrer in den 1960er Jahren zu tragen hatte und dass es auch in Krefeld pubertierende Pilzköpfe gab.

Während seines Studiums in Bonn verliebte sich Theodor Pelster. Die goldene Hochzeit hat das Paar bereits gefeiert. Was der Anstand in den 60er Jahren gebot: Es war undenkbar, dass der junge Mann seine Angebetete bei ihrer Zimmerwirtin aufsuchte — auch nicht mit Anmeldung. Die beiden jungen Menschen trafen sich regelmäßig am Freitagnachmittag zu einem Spaziergang und nahmen sich viel Zeit, sich kennenzulernen.

Im Grunde genommen geht es in diesem Erinnerungsbuch jedoch um die Pädagogik. Denn dieser Lehrer gehört nicht zu den empathiefreien. Er ist seinen Mitstudenten und Professoren, seinen Schülern, deren Eltern und seinem Kollegium zugewandt und sucht für die Schüler immer nach dem besten Weg. Dem Weg, sie zu fördern und zu fordern, damit sie einen guten Lebensweg beschreiten.

Pelster wurde vor dem Krieg in Krefeld geboren, hat alle Krisen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesehen, hat den Wandel zur Mediengesellschaft miterlebt: Dieser Mann hat viel zu erzählen und tut es aus dem Blickwinkel der Menschenliebe. Die Lektüre ist zu empfehlen.

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