Mies´Verseidag-Gebäude - Ein Schatz im Industriegebiet

Durch das neu erwachte Interesse an Ludwig Mies van der Rohe rückt auch das Verseidag-Gebäude wieder in den Blickpunkt.

Krefeld. 2012 könnte für Krefeld zum Mies-Jahr werden. Neben den Häusern Esters und Lange und dem spektakulären Nachbau eines nie realisierten Clubhauses auf dem Egelsberg rückt dabei auch ein weniger bekanntes Projekt des Architekten Ludwig Mies van der Rohe in den Blickpunkt: das Verseidag-Gebäude an der Girmesgath.

Kaum einer kennt es besser als Karl-Heinrich Eick. Der Architekt erhielt seinerzeit den Auftrag, das Haus zu sanieren, das als Mies van der Rohes einziges Industriegebäude gilt. 1931 entstand nach seinen Plänen ein zweigeschossiger Bau mit fünf angrenzenden Shedhallen. Er wurde 1935 um zwei Stockwerke erweitert, ebenfalls von Mies entworfen.

Kurz nach der Fertigstellung wurde der Komplex im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Nachdem die Schäden behoben waren, wurde das Verseidag-Gebäude erst in den 1970er Jahren wieder für Büros genutzt. „Das ursprünglich von Mies van der Rohe geplante, offene Raumkonzept war jedoch durch zahlreiche Einbauten nicht mehr erkennbar“, erzählt Eick.

Die filigranen Stahlfenster wurden zum größten Teil durch Fenster mit breiteren Rahmen und Einfachverglasung ausgetauscht. „Da gab es noch keinen Denkmalschutz für das Gebäude“, sagt Eick. „Nur wenige Original-Fenster sind erhalten.“

1979 kooperierte die Firma Voss-Biermann, Lawaczeck mit der Verseidag und zog auf das Gelände an der Girmesgath. Erst 1999 wurden das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz gestellt. Kurz darauf erhielt Karl-Heinrich Eick den Auftrag zur Sanierung.

Mit Hilfe der Düsseldorfer Firma Raumkontor arbeitete er zunächst an der Innenarchitektur. Die offene Raumstruktur entstand neu. „Das Gebäude wurde etagenweise saniert“, erzählt Eick. „Daher kam auch die lange Umbauzeit von etwa zwei Jahren.“ Da der Arbeitsbetrieb der Firmen in den einzelnen Stockwerken weiter gehen sollte, mussten die Mitarbeiter in andere Geschosse umziehen, bis ihres fertig war.

Im gesamten Gebäude wurde die Heizungsanlage entfernt und durch ein neues System mit Kühlung ersetzt, individuell für jeden Raum zu steuern. Die Sanitärräume wurden komplett entkernt, neu aufgeteilt und mit moderner Ausstattung versehen. Im zweiten und dritten Obergeschoss ließ Eick die Trennwände entfernen und schuf so eine neue Aufteilung für Büro- und Besprechungsräume. „Der Original-Parkettboden ist weitgehend gut erhalten und musste nur in kleinen Teilstücken erneuert werden. Ansonsten wurde er abgeschliffen und neu gewachst“, sagt Eick.

Das Treppenhaus blieb weitgehend erhalten, ebenso die Fahrstühle. Lediglich die Farbe des Treppengeländers wurde von einem grellen Blau in ein harmonisierendes Grau geändert.

„Die Außenfassade wurde mit einem weißen Kratzputz versehen, womit alle Schäden an ihr behoben wurden“, erzählt der Architekt weiter. Die Sanierung habe rund drei Millionen Euro gekostet. Die Kosten hat zu einem großen Teil die Grundstücksgesellschaft Girmesgath übernommen. Laut Eick sollen auch die fünf angrenzenden Shedhallen demnächst saniert werden. Sie sind das nächste Projekt, das er als Architekt betreuen wird.

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