Konzert Mia in der Kufa: Neon-Mieze versprüht Leichtigkeit

Die Band Mia schüttelte ihre Fans in der Kulturfabrik aus ihrer Sonntags-Lethargie.

Konzert: Mia in der Kufa: Neon-Mieze versprüht Leichtigkeit
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Kurzes lautstarkes Intro mit fetten Beats. Mieze Katz kommt im Netz-Outfit mit Neonstreifen inklusive Superheldenumhang auf die Bühne und schüttelt den babyblau gefärbten Pony zurecht. „Lauffeuer“, der Opener des aktuellen Albums „Biste Mode“ macht mit treibendem Rhythmus den Anfang. „Wir kennen uns nicht, aber wir können uns kennenlernen“, singt die Frontfrau von Mia. Enthusiasmus macht sich da im Publikum noch nicht breit. Ganz nah dran stehen junge und ältere Fans nebeneinander. Weiter hinten lichten sich die Reihen merklich.

Das wirkt ein bisschen zu gemütlich, merken auch Mieze Katz und ihre drei Bandkollegen, die seit 1999 mit einigem Hitpotenzial durch das Land tingeln.

Mia toben sich in der Kufa aus
19 Bilder

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Die sonntägliche Lethargie werde jetzt weggeschüttelt, kündigt Katz mit überschwänglichem Lächeln an und schnallt sich ein großes glitzerndes Riesenherz vor den Torso. Der eingängige Disko-Hit „Hungriges Herz“ aus dem Jahr 2004 ist dran. Katz springt auf und ab, feiert ihren Gitarristen Andy Penn ab und wedelt die Mähne, bevor der nächste blitzschnelle Outfitwechsel ansteht. Absperrband wandelt sich zu effektreichen Puscheln, mit denen Katz zum poppigen Stakkato-Riff von Penn umher wedelt.

Wilder und kratziger wird es bei einem der Stücke, die sich Fans der Band bei Facebook wünschen konnten. „Blaue Flecken“ ist eine gute Wahl. Die Mieze packt die Krallen aus, wirft sich mit überschlagender Stimme in den knarzigen Punksound ihrer Combo und singt sich zusammen mit Bassist Robert Schütze in Rage.

Der Sonntags-Blues hat da schon keine Chance mehr. Dafür ist das Konzert zu abwechslungsreich. Nach dem tanzbaren „Protest“, das die erprobte Mischung aus elektronischen Synthie-Einwürfen und schrägen Gitarren-Sounds im ausufernden Finale auf die Spitze treibt, setzt sich Katz an ein zweites Schlagzeug, um mit übereinander geschlagenen Beinen das nächste Stück einzutrommeln.

Nachdem die Frontfrau klar macht, dass sie das „Mausen“ nicht lassen wird, verschwindet für einen Moment die schon fast kindliche Unbekümmertheit, die sie durch die Lieder zu treiben scheint - natürlich nicht ohne Kleiderwechsel.

Mieze Katz steht im Matrosen-Dress vor einem Schiffssteuer und sagt mit Scheinwerfer im Gesicht: „Die Frage ist, wer sich strafbarer macht. Ist es der Kapitän oder der blinde Passagier? Wir müssten uns diese Frage nicht stellen, wenn die Grenzen für Menschen so offen wären, wie für Geld.“ Im stampfenden Refrain von „Kapitän“ setzt Katz zu einer anklagenden Arie an, und schlägt mit einem Schlagzeugstock auf einen Wasserbehälter aus Plastik auf dem „Pro Asyl“ zu lesen ist.

Es ist der schwerwiegende Akt eines Konzerts, das dank der Leichtigkeit, mit der Mieze Katz ihr Publikum unterhält, nicht zur blassen Inszenierung verkommt.

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