Meta Weber: Nur die Zeitung gibt Heimat

Künstler Zeljko Malinovic thematisiert das Fremdsein.

Krefeld. Ein Mann geht aus dem Haus, eine Straße entlang und wieder zurück, nachdem er sich eine Zeitung gekauft hat. Wie aus einer anderen Zeit erscheinen die Filmbilder, die in der Galerie Meta Weber in Schwarzweiß über die Wand huschen.

Das Video ist Teil der von Rainer Schmitz-Rudolph kuratierten Ausstellung mit dem eigenwilligen Titel "Balkan-Digital-Partizan". Wie ein Amateurfilm sieht es aus und ist doch die Arbeit, mit der Zeljko Malinovic an der Essener Folkwangschule seinen Abschluss gemacht hat.

Es geht um das Thema Fremdsein, das Malinovic einfach und zugleich eindringlich umsetzt: Denn der Mann in dem Kurzfilm kauft jeden Morgen am Bahnhof eine Zeitung aus seiner Heimat. Die Essener Innenstadt, die in tristen Nachkriegsgrau eine gesichtlose Kulisse abgibt, ist ihm fremd geblieben.

Die regelmäßige Wiederholung der Situation spiegelt das täglich sich wiederholende Ritual und unterstreicht dessen Tristesse. Malinovic verarbeitet die Themen Heimat und Fremde auf stille, einprägsame Weise. Er reflektiert seine eigenen Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien.

Einen Kontrast dazu bilden farbigen, am Computer erstellte Bilder, die er "digitale Recycling-Malerei" nennt. In Fragmente zerlegt und neu konstruiert sind diese Bilder, denen dadurch etwas sehr Künstliches anhaftet. An die Aussagekraft der filmischen Arbeit reichen sie nicht heran.

Galeristin Meta Weber gibt mit dieser Schau ihren Standort an der Prinz-Ferdinand-Straße auf und zeigt ihre Ausstellungen künftig nur noch in ihren neuen Räumen im ehemaligen DGB-Haus. Dort sind noch bis 19. November "Stadtlandschaften" des in Münster lebenden Malers Thomas Prautsch zu sehen. MP

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