Mennoniten-Kirche: Beckerath-Orgel- Ein gestochen scharfer Klang

Rudolf von Beckerath baute die Orgel 1961 in der Mennonitenkirche an der Königstraße ein. Das alte Instrument war im Krieg zerstört worden.

Mennoniten-Kirche: Beckerath-Orgel- Ein gestochen scharfer Klang
Foto: abi

Krefeld. Mitten in der Stadt, an der Königstraße, liegt die Mennoniten-Kirche. Schon im 17. Jahrhundert wurde das Gebäude als Kirchenraum genutzt, 1693 gilt als Gründungsjahr der hiesigen Gemeinde. Aus religiöser Überzeugung verzichtete man im ersten Jahrhundert nach der Gründung fast gänzlich auf Musik im Kirchenraum, denn sie galt als heidnisch.

Der Krefelder Mennonit Abraham ter Meer berichtet in seinem Tagebucheintrag vom 26. Juni 1786 allerdings von einer Veränderung: „Sonntag — heut morgen hat man in unserer Kirche zum ersten Mahl beym öffentlichen Gottesdienst auf der neuen Orgel gespielt .“ Der heutige Pfarrer, Christoph Wiebe: „Es spricht alles dafür, dass es eine Teschemacher-Orgel war.“

Im Zweiten Weltkrieg wurde Krefeld bombardiert. „1943 bekam die Kirche einen Treffer und brannte herunter.“ 20 Jahre später konnte wieder ein Instrument eingebaut werden. Von einem Orgelbauer, dessen Name mit der Mennoniten-Gemeinde eng verbunden ist: Rudolf von Beckerath. Der hatte 1949 seine Orgelbaufirma in Hamburg gegründet

Von Beckerath wurde 1907 in München geboren und lernte in Frankreich und Dänemark, lebte in Hamburg und Berlin. Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft machte er seinen Meister und gründete die Firma Beckerath Orgelbau 1949 in der Hansestadt.

Schon im übernächsten Jahr baute er seine erste große Orgel mit 59 Registern in der Laeiszhalle, Musikhalle Hamburg. Die Beckerath-Orgel in Krefeld ist eher klein. Sie verfügt über zwei Manuale und ein Pedal, insgesamt kann der Organist 16 Register ziehen. „Wir haben eine schöne Akustik“, sagt Pfarrer Wiebe, „der klare Klang ist gestochen scharf in jeder Ecke zu hören.“

Zum Entstehungsprozess der Orgel gibt es in der Hamburger Firma einen umfangreichen Briefwechsel. „Die erste briefliche Diskussion datiert aus dem Jahr 1950“, berichtet Geschäftsführer Holger Redlich. In seinem Büro steht der umfangreiche handschriftliche Briefwechsel zwischen Orgelbauer und Kirchengemeinde.

1961 wurde das Instrument an der Königstraße eingebaut: „Sie wurde für Barock-Musik konzipiert“, sagt Redlich. Er führt die Beckerath Orgelbau zusammen mit Rolf Miehl; Rudolf Beckerath starb 1976. Die Liste der Instrumente ist lang: In den USA, Österreich, Frankreich, Japan, Russland, Süd-Korea, Brasilien, Australien gibt es Beckerath-Orgeln. Die kleinsten Orgeln aus der Hamburger Manufaktur haben vier Register, etwa in Wyk auf Föhr. Die beiden umfangreichsten haben 78 Register. Sie stehen in der St. Luke‘s Cathedral im kanadischen Sault Ste Marie und in Montreal.

Dort hat die Firma auch eine kleinere Schwester gebaut und intoniert. Was einem kanadischen Organisten sein Konzert in Krefeld zu einem Heimspiel machte. „Er kannte die Orgel genau“, sagt Christoph Wiebe, „da er auf dem kanadischen Pendant gespielt hat.“

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