Schauspiel am Theater Krefeld Matthias Gehrts Version von „Wilhelm Tell“ feiert Premiere

Krefeld · Die Wilhelm-Tell-Produktion des Theater Krefeld und Mönchengladbach möchte am Krefelder Haus großes Theater bieten – live. Mit einem besonderen Einschlag.

 Die Inszenierung von Schillers „Wilhelm Tell“ am Theater Krefeld und Mönchengladbach nutzt alle Mittel des Theaters.

Die Inszenierung von Schillers „Wilhelm Tell“ am Theater Krefeld und Mönchengladbach nutzt alle Mittel des Theaters.

Foto: Theater Krefeld und Mönchengladbach/© Matthias Stutte

Es ist endlich so weit. Nach dem schon beeindruckenden, indes minimalistischen Stream, vom Anfang der Pandemie, und der Variante in Präsenz als eine szenische Lesung, darf sich das Krefelder Publikum auf die Premiere von Schillers „Wilhelm Tell“ als aus allen möglichen Mitteln schöpfendes Schauspiel freuen. Allerdings wie bei den beiden vorherigen noch in den Möglichkeiten sehr eingeschränkten Versionen auch, in einer besonderen Fassung, die Schauspieldirektor Matthias Gehrt und Dramaturg Thomas Blockhaus geschaffen haben. Auch die inszenierte Produktion, die am 6. Juni Premiere am Großen Haus in Krefeld (19.30 Uhr) feiern wird, nutzt diesen Text – zu 98 Prozent, wie Gehrt betont; man habe lediglich einen kleinen Verweis bezüglich einer Seuche eingebaut.

Die Fassung ist gekürzt und um das ökologische Thema ergänzt

„Die Fassung ist zum einen deutlich gekürzt – normalerweise braucht es fünfeinhalb Stunden, um das ganze Stück zu spielen –, wir spielen es in 95 Minuten. Das heißt, es sind ganze Stränge aus dem Stück herausgefallen“, erklärt Gehrt. Man habe Schillers Text auf das, wie man meint, Zentrale reduziert – und dies sei die Geschichte des Tell. „Wie Tell in das Gessler-Attentat hineinrutscht, und wie er anschließend damit umgehen kann – nämlich ganz ganz schlecht“, sagt Gehrt. Das ist das eine. Das Andere ist eine weitere Bedeutungs-Ebene, die die Bearbeiter geschickt in den Schiller-Text eingewoben haben: „Wir ergänzen die Feudalismus-Debatte durch eine ökologische Debatte.“ Und bauten Zitate von etwa Greta Thunberg oder auch Carola Rackete ein – indes so, also im Versmaß des Dramas, dass man es nicht merke. Das heiße, so Gehrt, dass das Regime, gegen das sich die Schweizer und schließlich auch Tell wehren, nicht nur selbstherrlich und gewalttätig sei, sondern auch für ökologische Verwüstungen verantwortlich ist.

Die Inszenierung selbst (Bühne: Gabriele Trinczek, Kostüme: Kirsten Dephoff, Musik: York Ostermayer, Choreografie: Robert North) schöpft aus dem ganzen Repertoire der Theatersphäre. Ob Stürme, Schießereien, intime Situation – all das möchte die Produktion trotz Corona-Regeln auf der Bühne kraftvoll erlebbar machen. Mit opulenten Bildern und einem starken, dem Stoff dienenden, Schweiz-Bezug. Auf der Bühne eine eidgenössische Fahne, der Hintergrund bildet ein historisches Schweizer Idyll ab, von dem in der Sphäre des Stückes aber nicht mehr viel übrig ist; der Boden ist zerfurcht. Die Kleidung abgenutzt. „Wir geben richtig Gas“, schwärmt Gehrts, der sich spürbar nach Zeiten erzwungener Reduktion auf „großes Theater“ freut. Es ist Gehrts dritte Schiller-Inszenierung am Haus.

Die Titelrolle übernimmt Paul Steinbach, Gessler spielt Generalintendant Michael Grosse selbst.

Alle Informationen und Karten auf üblichem Wege.

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