Comedy Von Höhlenmenschen und Beziehungen

Krefeld · Frauen reden viel, Männer sind gefühlsarm: In der Theatercomedyshow „Caveman“ wirft Guido Fischer in der Kulturfabrik mit Klischees nur so um sich – sehr zur Freude des Publikums, das die ein oder andere Weisheit bestätigen kann.

 Guido Fischer spielt Tom, der dem Publikum nach einer Begegnung mit einem Steinzeitmenschen die Beziehung zwischen Mann und Frau aus einer ganz anderen Perspektive erklärt.

Guido Fischer spielt Tom, der dem Publikum nach einer Begegnung mit einem Steinzeitmenschen die Beziehung zwischen Mann und Frau aus einer ganz anderen Perspektive erklärt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Eines Nachts passiert Tom das Unfassbare: Im „magischen Unterwäschekreis“ begegnet er seinem Urahn aus der Steinzeit, der ihn an jahrtausendalter Weisheit teilhaben lässt: Männer sind Jäger und Frauen Sammlerinnen. Eine Tatsache, die die Evolution bis heute anscheinend nicht ändern konnte – oder wollte. Tom, gespielt von Theaterschauspieler Guido Fischer, fragt sich, warum die Menschheit angesichts dieser Erkenntnis Frauen und Männer nicht einfach als zwei völlig verschiedene Kulturen mit differierenden Sprachen und Verhaltensweisen betrachtet?

Die Mischung aus Theater, Mitmachshow und Comedy haut dem Publikum in der proppenvollen Kulturfabrik bei „Caveman – Du jagen, ich sammeln“ zwar die Klischees nur so um die Ohren, unterhält aber gerade deshalb amüsant – schon wegen des hohen Wiedererkennungswerts.

Veranstaltung wird für manche
zu einer Art Paartherapie

„Genau wie du“, werfen sich Paare untereinander zu, während andere nur kichern oder wissend grinsen, weil sie den Ehefrieden nicht aufs Spiel setzen wollen. Für manche wird der Abend vielleicht auch zu einer Art Paartherapie. Die meisten werden aber eher in dem ruhigen Gewissen nach Hause gegangen sein, dass sie – genetisch bedingt – gar nicht anders handeln können. Alleinunterhalter Tom stellt den Bezug zum Höhlenmenschen, dem Caveman, her und analysiert mit trockenem Humor und viel Ironie die Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Frauen sind dem Mann mit ihrem immensen Mitteilungsbedürfnis befremdlich. 7000 Wörter pro Tag stünden 2000 Wörtern des Mannes gegenüber. Die geheimnisvolle Welt der Sammlerinnen zwischen besten Freundinnen, Einkaufen und Sex erschließt sich Tom nicht. Sie sammeln Kleider, Schuhe und andere Dinge, aber auch Informationen. „Frauen telefonieren stundenlang, um sich dabei zum Reden zu verabreden“, klagt er. „Wenn ich telefoniere, dann kurz, vielleicht, weil mir jemand Geld schuldet.“ Und: „Wenn ich mit dem Kopf einer Frau denken müsste, würde er explodieren. Manchmal raucht er schon, wenn ich ihr nur zuhöre“, sagt er resignierend. Nicht einmal streiten könne man mit ihr, weil sie nicht durch Logik behindert werde.

Ganz anders der Mann. Tom enthüllt, welche Erfüllung „Rumsitzen, ohne zu reden“ sein kann, dass Männer durch das TV-Programm zappen müssen, weil sie Programme jagen. Schon die Wortwahl der beiden Geschlechter sei eine völlig andere. Die Begrüßung „Na, du Sack“ sei unter Männern ein Beweis tiefer Freundschaft und die Frage „Fährst du immer noch deine dicke Schrottkarre?“ ein Zeichen großen Interesses. Tom widerspricht energisch der Frauenmeinung, Männer seien gefühlsarm. „Männer haben eine Menge Gefühle, man muss halt nur wissen, wo man sie findet.“ Wie sehr ein Mann etwas mag, hänge davon ab, ob er es sich leisten könne. Allerdings brauchten Männer stets ein Ziel. Deswegen hätten sie auch das Navi erfunden, damit sie wenigstens einmal am Tag hören „Sie haben ihr Ziel erreicht.“

Ein wichtiges Element des Bühnenstücks ist das Stand-up-Element. Von Beginn an bezieht Tom das Publikum mit ein, sucht sich einige Kandidaten und Besuchergruppen wie die Uerdinger aus und befragt sie. Zum Beispiel zu den Orten, an denen der Mann zu Hause noch ein Refugium hat. Die Antworten lassen nicht lange auf sich warten: „in Keller und Garage“. Den vereinzelten Zuruf „im Schlafzimmer“ kontert Tom mit „aber höchsten für zehn Minuten“.

Ansonsten würzt er sein Spiel mit teils gelungenen teils übertriebenen Grimassen, wenn er seine Protagonisten nachäfft. Gelungen ist das Bühnenbild mit wenigen Requisiten wie einer Tafel mit einer Zeichnung von Büffel und Höhlenmensch sowie einem Speer. Und einem Hauseingang, dessen Tür verschlossen bleibt, weil ihm seine Frau nach einem Streit den Zutritt verwehrt. Nach zwei Stunden Programm gibt es viel Applaus. Schließlich bekommen Mann und Frau ihre Macken selten so schön vorgeführt.

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