Literarischer Sommer: Kurzfassung aus 700 Seiten

Autor Kristof Magnusson liest aus seinem neuen Buch „Das war ich nicht“, und begeistert die Zuhörer.

Krefeld. Diese zweite Lesung des Literarischen Sommers in Krefeld war auf eine herrliche Art erheiternd. Obwohl die Figuren in "Das war ich nicht" sich selbst sehr ernst nehmen. Aber der junge isländisch-deutsche Schriftsteller Kristof Magnusson beschreibt Figuren und Geschehen so humor- und liebevoll, dass man über sie lacht, ohne sie auszulachen.

Drei Menschen sind seine Protagonisten. Henry, der ältere Schriftsteller in Chicago, seine Übersetzerin Maike und der junge deutsche Banker Jasper. Zu Anfang stehen die Geschichten dieser drei ganz unverbunden nebeneinander - Magnusson liest die ersten drei Kapitel, die jeweils eine Hauptfigur einführen.

Dann verwebt der Schriftsteller die Handlungsstränge, manchmal auch auf skurrile Art. "Es sind Menschen, die verschiedener nicht sein können", sagt Magnusson, und doch kommen sie am Ende wahrscheinlich nicht mehr voneinander los. "Am Anfang befinden die drei sich in einer Sackgasse, am Ende haben sie wieder einen Weg vor sich", so Magnusson.

Davon erzählt er fesselnd und erklärt nebenbei noch, wie das auf dem Finanzmarkt funktioniert. "Aber das kann man auch überlesen", sagt er, "mein Buch bietet verschiedene Lesarten." Magnusson sieht das nicht eng. Er berichtet auch, dass die erste Fassung seines Romans dreimal so lang war: Wenn er sechs- oder siebenhundert Seiten geschrieben hat, besteht der nächste große Abschnitt im Kürzen.

Auch in dem Verweben der Stränge kann man übrigens eine musikalische Struktur entdecken: Es ist wie ein Stück gebaut, in dem die einzelnen Stimmen sich am Ende zu einem Terzett fügen.

Im Anschluss an die Lesung stellt Moderatorin Maren Jungclaus in der Fabrik Heeder sehr viele Fragen; auch die Gäste sind mit großem Interesse dabei.

Eine Zuhörerin fragt Magnusson nach seinem Leben: Sein Vater war Isländer, heiratete in Hamburg eine Deutsche. Magnusson wuchs dort auf, lernte beide Sprachen. Er wurde Kirchenmusiker, studierte dann in Leipzig: "Eine Art Kunsthochschule für Schriftsteller".

Er veröffentlichte Theaterstücke, die Komödie "Männerhort" soll im März in Düsseldorf aufgeführt werden. "Das war ich nicht" ist sein zweiter Roman, und Magnusson arbeitet auch als literarischer Übersetzer. "Ich finanziere mir das Übersetzen mit meinen Bestsellern", sagt er, "umgekehrt ginge das nicht. Derzeit übersetzt er viel: Island ist 2012 Thema der Buchmesse.

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