Krefeld : Lena Liebkind: Die Härte der Bühne
Newcomerin Lena Liebkind spielt aufopferungsvoll vor wenig Publikum in der ungeheizten Kufa. Ein Lernprozess.
Krefeld. Pleiten, Pech und Pannen erlebte Newcomerin Lena Liebkind am Montagabend in der Kulturfabrik bei ihrem ersten Soloprogramm „Auf die harte Tour“. Dass es so hart werden würde, hatte Liebkind aus Offenbach wohl kaum erwartet. Mit „Hey, Krefeld“ stürmte sie die kleine Bühne und musste feststellen, dass nur ein spärliches Häuflein Besucher gekommen war. Ob es am Montagabend nach einer anstrengenden Karnevalssession lag oder sich gar ein Ende der Comedy-Schwemme abzeichnet, ist nicht zu sagen. Passend war allerdings, dass auch noch die Heizung in der Kufa streikte und stattdessen Heißgetränke spendiert wurden.
Eines muss man der gebürtigen Ukrainerin lassen. Tapfer und schlagfertig kämpfte sie gegen die Widrigkeiten an, die zu ihrem Auftritt in Krefeld gehörten. Im intimen Besucherkreis nahm sie zunächst einmal sympathisch persönlichen Kontakt auf. Dann vermutete sie, dass man wegen einer Tussi aus dem Osten nicht extra die Heizung anstellen wollte, und fragte, ob sie zunächst eine Runde Heißgetränke besorgen solle. Man mag sich lieber nicht vorstellen, was wohl in einer hoffnungsvollen Humoristin vorgeht, die gleich bei ihrer ersten Tour auf derlei Überraschungen trifft.
Dass sie damit locker und professionell umzugehen versteht, ist ein gutes Zeichen für die Zukunft. Als „überintegriertes Migrantenkind russischer Hippie-Eltern“ stellt sie fest, dass sie an Russen-Tourette leidet, aber deutsch denkt.
Mit spitzzüngigem Humor zeigt sie Unterschiede in der Mentalität zwischen Ost und West auf. „Wenn Frauen keine Aufstiegschancen mehr haben, werden sie schwanger“, hat sie im Freundeskreis festgestellt. „Ich bin eher der Typ besoffene Tante als Mutter“, zweifelt die 31-Jährige noch an ihrer persönlichen Frauenrolle.
Das Frauenbild im Osten sei geprägt von Sendungen wie „Traumfrau gesucht“ bei RTL 2, in der deutsche Männer ihr Glück im Ausland suchen. In Deutschland nehme man nur zwei russische Frauentypen wahr — das Model mit weißen Leoparden-Stiefeln und die Kugelstoßerin, die Fische mit der bloßen Hand aus einem wilden Fluss fängt. Anders als in hiesigen Gefilden zeigten russische Frauen, was sie haben: „Hier bin ich, wer will mich?“ Was sie wollten, seien aber sicher keine alten hässlichen Männer.