Laurent Reypens-Ausstellung: Der Kern unter der Schale

Laurent Reypens malt nur ein Motiv — und lässt Magie entstehen.

Krefeld. Seit Jahren inspiriert ihn nur ein Motiv. Der belgische Künstler Laurent Reypens malt immer wieder schlichte Keramikschalen, die durch seinen Pinsel zu wunderbaren Stillleben werden. Vor drei Jahren hat er mit seinen minimalistischen Bildern im Krefelder Kunstverein beeindruckt, jetzt sind neue Arbeiten in der Galerie Meta Weber zu sehen.

Die Schalenform, die sich in vielen Variationen auf seinen Bildern findet, ist ein industriell gefertigter Gegenstand und doch von schlichter Eleganz. Reypens zeigt sie in Serie, als Einzelobjekt oder in dicht gedrängter Fülle.

Für letzteres hat er unzählige Exemplare in einen Glasbehälter gefüllt und dieses dichte Arrangement dann gemalt. Entstanden ist ein Bild im Format zwei mal zwei Meter, bei dem nur noch die kleinen weißen Formen zu sehen sind. Ihr üppiges Durcheinander ergibt ein irritierendes Muster.

Reypens hat auch die strenge Anordnung von 100 Schalen gemalt, je zehn in zehn Reihen. Während bei diesen Bildern die Menge im Vordergrund steht, konzentrieren sich andere Bilder auf wenige Schalen, die manchmal auch in extremer Vergrößerung gezeigt werden.

Stets ist die Außenansicht zu sehen, für den Künstler eine geschlossene Form, die immer auch ein Geheimnis bewahrt. Der kreisförmige Boden und ihre sich daraus entwickelnden Wölbungen stellen für Reypens ein unerschöpfliches Experimentierfeld dar. Wesentlicher Faktor ist dabei das Licht, dessen unterschiedlicher Einfall den Künstler immer neu herausfordert. Wie es sich in den unzähligen dünnen Farbschichten widerspiegelt, die Form zum Leuchten bringt oder sie effektvoll gegen einen Schatten abgrenzt, das findet man in diesen Bildern, die alles andere als minimalistisch reduziert sind.

Oberflächlich betrachtet beschränkt sich Reypens auf die Nichtfarben Schwarz und Weiß. Doch selten hat man ein Schwarz gesehen, bei dem so viel Wärme durchschimmert, oder ein Weiß, dass durch Pastell-Nuancen eine so lebendige Textur bekommt.

Die Form ist nur der Antrieb für eine Magie aus Licht und Farbe, die der Künstler erstaunlicherweise mit Acrylfarben auf Holzplatten zaubert. Mit dieser Reduktion überwindet er das traditionelle Stillleben, wo Dekor und Arrangement der Dinge eine wichtige Rolle spielen.

Seine meditativen Bilder gehen tiefer, sie überwinden das Gegenständliche und lassen der Fantasie freien Lauf. Zuerst mag man nur Schalen sehen, doch auf den zweiten Blick entdeckt man vieles mehr. Es drängt sich nichts auf, man muss nur offen für Entdeckungen sein.

Blumentalstraße 2. Di.-Do., 15-18 Uhr. Bis 2. Februar 2012.

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