Kunst und Kafka auf der ewigen Baustelle

In Fischeln sorgt eine Galerie für Furore: Anatol veranstaltet dort seine letzte Ausstellung.

Krefeld. Knisterndes weißes Seidenpapier bedeckt die beiden Schaufenster und die Tür. Nur durch ein faustgroßes Guckloch lassen sich die Geheimnisse der „Ewigen Baustelle“ erforschen. In der Fischelner Galerie an der Hafelsstraße wird am Sonntag die Ausstellung „Anatol — Bilderwelten“ eröffnet.

Anatol Herzfeld, ein Mann von 80 Jahren, lebt und arbeitet schon lange auf der Insel Hombroich und hat diese Ausstellung zu seiner letzten erklärt. Ulla Schneider leitet die Galerie mit dem merkwürdigen Namen seit Monatsbeginn: „Wir sind ja eigentlich ständig mit Aufbau und Abriss beschäftigt, daher haben wir diesen Namen beibehalten.“

Auf Anatol ist sie gekommen, weil der Künstler ein Beuys-Schüler war und in großen Teilen dessen Kunstauffassung teilt. Die Werke in der Ausstellung hat er selbst ausgewählt und so einen großen zeitlichen wie formalen Bogen gespannt.

Eine der frühesten Arbeiten ist die Zeichnung einer Kuh von 1986, bei der man natürlich auch an Mataré denkt. Eine Kuli-Skizze ist zu Documenta-Zeiten in den 70er-Jahren entstanden. Aktuell sind Aquarelle mit Collagen-Charakter, explizit politisch seine Arbeiten zu Fukushima.

Auf einer Staffelei steht ein Porträt Kafkas, das Anatol aus dem Gedächtnis nach einem Foto gemalt hat. In der Skulptur „Der Architekt“ verbindet er Metall und Stein, schlicht und klar. Metall ist sein Metier — nicht von ungefähr ähnelt sein Atelier in den Erft-Auen einer Schmiede.

Bei der Eröffnung am Sonntag werden Künstler und Galeristin zwei große Sendungen mit jeweils zwei Bildern für das Publikum öffnen. Anatol weiß selbst nicht mehr, was sich darin befindet.

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