Serie : Kunst im öffentlichen Raum: Ohr oder nicht Ohr?
Serie Kultur trotz Corona: Heute stellen wir Richard Deacons Plastik „Building from the inside“ auf dem Voltaplatz vor.
Alle Museen sind geschlossen und viele mögen eine immer stärkere Sehnsucht nach Kunst in sich verspüren. Welch Glück, dass es da die heutigen digitalen Möglichkeiten gibt; da können sich auf Webseiten von Kulturorten ganze kulturelle Welten öffnen. Es gibt viel auch von zu Hause aus zu sehen, ohne vor die Tür gehen zu müssen. Aber wer sich damit nicht begnügen möchte und einen Spaziergang machen will, der muss auch in heutigen Zeiten nicht ganz auf Kunst verzichten, denn es gibt die so wunderbare Erfindung von Kunst im öffentlichen Raum.
Das sind meist Plastiken oder Skulpturen, beziehungsweise je nachdem auch Objekte anderer Art, die auf Plätzen aufgestellt sind, um dort Kunst in unseren Alltag zu bringen. Die Stadt zu schmücken – ja, aber auch um ästhetische Dialoge mit der Umgebung zu führen, um Menschen auch mal neugierig zu machen.
In Krefeld finden sich auch etliche Kunstwerke im öffentlichen Raum, die sich doch ganz trefflich als kleine Station auf einem Spaziergang eignen können. Gerne möchten wir auf der Krefelder Kulturseite in loser Folge immer wieder Werke vorstellen, die Kunst sind, aber für die man nicht in ein Museum gehen muss. Den Auftakt macht ein Objekt, das eigentlich an einem eher ungemütlichen Ort steht und vielleicht auch deshalb mal in den Fokus rücken sollte.
Ein wenig wie ein außerirdisches Objekt wirkt die große metallene Plastik „Building from the Inside“ von Richard Deacon auf dem Voltaplatz (Dreieck zwischen Siemensstraße, Ritter- und Voltastraße) unweit der Straßenbahnschienen auf einer Wiese stehend. Vielleicht mag die aus großen – etwa sechs Meter hohen – nierenförmigen Ringelementen konstruierte gebogene Röhre auch ein wenig so anmuten, wie die Vergrößerung eines organischen Objekts. Ein Teil eines Herzens, eine Ader? „Building from the Inside“ – auf deutsch „Gebäude vom Innern“ oder „Bauen von innen heraus“ – mag vielleicht Hinweise geben.
Oder ist die große Edelstahlplastik die 1992 installiert wurde, doch eine Hommage an weite kosmische Welten, wo Wurmlöcher und ähnliche Strukturen beheimatet sind. Manche mag das Objekt auch an einen Schnitt durch so etwas wie einen Fusionsreaktor erinnern – wer weiß. Besonderes Kennzeichen des Objektes, das bisweilen gerne auch als „Doppelohr“ bezeichnet und somit in seiner Vieldeutigkeit irgendwie auch banalisiert wird, ist neben ihrer sonderbar einprägsamen, organischen und doch technischen Form die spezielle Konstruktion. In der auch ein Bezug zum Titel verborgen liegen mag.