Kunst in Krefeld — das erste Museum eröffnet im Jahr 1885

Schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bietet die Stadt ihren Bürgern die Möglichkeit, Gemäldesammlungen und mehr zu bewundern.

Krefeld. Heute bilden das Kaiser-Wilhelm-Museum und Haus Lange und Haus Esters, die drei Ausstellungsorte der Kunstmuseen Krefeld. Die zwei Häuser an der Wilhelmshofallee dienen seit dem 20. Jahrhundert als Museen. Das Kaiser-Wilhelm-Museum wurde 1897 als Kunstgewerbemuseum eröffnet.

Aber schon im Jahr 1885 eröffnete das erste Museum der Stadt am Westwall — unter anderem mit einer Gemäldesammlung. Der Besucherandrang zur Eröffnung und auch zu den späteren Ausstellungen war enorm. Das erste Krefelder Museum steht heute unter Denkmalschutz.

Eine der frühesten Forderungen, in Krefeld ein Museum zu errichten, stammen vom Handwerker- und Bildungsverein. Der verkündete im Januar 1882, es sei wünschenswert, „dass in Crefeld ein Museum eingerichtet werde, das insbesondere die kunstgewerblichen Interessen vertritt.“

Ein gutes Jahr später löste sich aus dem Handwerker- und Bildungsverein im Rahmen einer Bürgerversammlung mit Vertretern der Stadt, Lehrern, Richtern, Unternehmern und Freunden der Kunst ein Museumsverein heraus. Bereits im Juli 1883 präsentierte der junge Verein seine erste Kunstausstellung in der Stadthalle.

Der Museumsverein bemühte sich in den 1880er-Jahren vor allem um Spenden und Gemälde als Grundstock für einen Museumsbau. Um die wachsende Sammlung auch Besuchern zu zeigen, stellten die Stadtverordneten im April 1884 die ehemalige, um 1850 gebaute Schule am Westwall 60 zur Verfügung.

Die Crefelder Zeitung kündigte im Jahr 1885, einen Tag vor der Eröffnung der ersten Ausstellung „Alte und neue Kunst“, an: „Morgen, Sonntag, Mittag 12 Uhr, eröffnet der Krefelder Museums-Verein, in dem Museumsgebäude Westwall 60 eine Ausstellung von Gemälden, Kunstwerken, kunstgewerblichen Gegenständen, Gipsabgüssen und römischen Altertümern.“

Der feierliche Eröffnungstag am 13. September 1885 stieß auf großes Interesse bei der Bevölkerung. Stadtverordnete und zahlreiche Bürger kamen ins Museum am Westwall. „Die heutige Eröffnung des Museums sei eine wichtige Etappe für den Verein, wie für Crefeld, welches dadurch in den Kreis größerer Städte trete, die ein Museum besäßen und dadurch ein lebendiges Interesse für das Gewerbe und Kunstleben betätigt“, zitierte die Crefelder Zeitung vom 14. September 1885 die Rede des städtischen Beigeordneten Emil Schüller.

Anschließend begaben sich die Besucher auf einen Rundgang. Darüber berichtete die Crefelder Zeitung: „Dasselbe überrascht durch die Reichhaltigkeit der ausgestellten Gegenstände und man kann den Museums-Verein nur beglückwünschen, daß es ihm gelungen ist, trotz seines jugendlichen Alters, eine so gediegene Ausstellung zu Stande zu bringen.“

Der unbekannte Autor des Berichts schilderte ferner, was in den Räumen zu sehen war: Alte Kunstmöbel wurden in den unteren Zimmern gezeigt sowie Objekte aus der Rokokozeit, Kunsterzeugnisse des Schlosserhandwerks, römische Funde aus Gellep und Asberg. Eine „prächtige Gemäldesammlung“ erwartete die Besucher in den oberen Zimmern.

Der Bericht der Crefelder Zeitung vom September 1885 endete mit der Bemerkung, dass das Museum eine Sehenswürdigkeit Krefelds sei, „auf die unsere Bürgerschaft mit Recht stolz sein kann“. Vor allem die Gemäldesammlung hatte es den Krefeldern angetan, was sich in späteren Schenkungen, Stiftungen und Geldspenden ausdrückte.

In der Folgezeit wurden im Museum am Westwall weitere Ausstellungen präsentiert, unter anderem aus den Beständen des königlichen Berliner Kunstgewerbemuseums. Mehrere Waggonladungen kamen dafür aus der Hauptstadt an den Rhein.

Es folgte unter anderem eine Ausstellung des Krefelder Malers Adolf Hönnighaus. „Der überraschend lebhafte Besuch bewies, dass das Museum für Krefeld ein dringendes Bedürfnis war“, berichtet das Krefelder Jahrbuch „Die Heimat“ in seiner zwölften Ausgabe anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Museumsvereins.

Die Gemäldeausstellungen und die Ausstellungen mit gewerblichen Arbeiten wechselten, die regelmäßigen Verlosungen brachten zudem erkleckliche Gewinne ein, womit ein Oberlichtsaal für Gemälde ausgebaut werden konnte. Nach einem Jahr konnte der Museumsverein 65 Stifter verzeichnen, die Werke im Wert von 9000 Mark übergeben hatten. Stadt und Reich unterstützten das Museum, Stiftungen und Ankäufe erweiterten die Sammlung.

„Man rühmte sich des reichhaltigen, alle Gebiete des künstlerischen Schaffens umfassenden Museums“, schrieb der ehemalige Museumsdirektor Paul Wember (1913-1987) in seinem Buch „Kunst in Krefeld“.

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