Kulturumfrage: „Wir haben Luft nach oben“

Bei einer Umfrage wurden knapp 2000 Zuschauer befragt. 80 Prozent von ihnen waren mit der künstlerischen Qualität zufrieden.

Krefeld. Georg Kaiser geht jetzt öfter ins Theater. Er stammt aus dem Münsterland und gehört zu den zehn Studierenden des Masterstudiengangs Kulturpädagogik an der Hochschule Niederrhein, die zwischen März und Mai die Umfrage unter den Theaterbesuchern in Krefeld und Gladbach durchgeführt haben. „Da bin ich das erste Mal im Theater gewesen und komme jetzt öfter“, sagt er.

Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Theater-GmbH der beiden Städte ging die Hochschule der Zufriedenheit der Zuschauer auf den Grund. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Nur jeder zehnte Besucher kam zum ersten Mal, 75 Prozent kommen öfter als dreimal pro Jahr.

„Fast 2000 Zuschauer haben uns auf Fragebögen geantwortet“, sagt Professor Jürgen Weintz, der gemeinsam mit Sonja Wies, Marketingleiterin des Theaters den Fragebogen entworfen hatte. Der Rücklauf der Befragungen ist besser als an anderen Theatern. „Dort sind es meist nur 700 bis 800“, sagt Weintz.

Generalintendant Michael Grosse erwartete sich von der Umfrage Impulse für Spielplan und Marketingstrategien. „Unsere Auslastung ist zwar gut, aber sie hat Luft nach oben“, sagt er. Die Auslastung beträgt in beiden Städten 70 bis 72 Prozent.

Mit der künstlerischen Qualität waren fast 80 Prozent der Zuschauer zufrieden, mit dem Spielplan nur 60 Prozent. Befragt nach den Wünschen, nannten die Zuschauer „Unterhaltung“ und „mehr Musical“. „Das ist fast nicht zu leisten“, sagt Grosse. „Und wir dürfen unseren Bildungsauftrag nicht außer Acht lassen.“

Überrascht war man von der Aussage zum Preis-/Leistungsverhältnis. Hier gaben drei Viertel der Zuschauer gute Noten. „Und das in einer Saison, wo wir die Kartenpreise um 15 Prozent erhöht hatten“, sagte Wies erfreut.

In den Umfrage-Ergebnissen fand man beispielsweise auch die Antwort darauf, warum etwa Stücke nach ihrer Wiederaufnahme in der neuen Saison nicht die gleiche hohe Auslastung wie vor der Sommerpause erreichten: Fast 40 Prozent der Zuschauer entscheiden sich aufgrund von persönlichen Empfehlungen für ein Stück. „Dieser Kommunikationsstrom reißt über den Sommer ab“, resümiert Grosse.

Mehr als die Hälfte der Zuschauer gab an, auch Kinovorstellungen, Konzerte und Theater in anderen Städten zu besuchen. „Sie haben also Vergleichsmöglichkeiten“. Sie kommen nicht nur aus dem ländlichen Umland, sondern auch aus Köln oder Düsseldorf. Nur fünf Prozent der Zuschauer kamen aus den Niederlanden.

„Da ist ein Potenzial, insbesondere für Musiktheater und Ballett, das wir stärker abschöpfen wollen“, sagt Grosse.

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